Montag, 29.11.2021

Hineni – hier bin ich

Nachdem der Engel Maria alles erläutert hat, stellt sie ihm keine Fragen mehr. Sie sagt nur noch: „Ich bin die Dienerin des Herrn und beuge mich seinem Willen. Möge alles, was du gesagt hast, wahr werden und mir geschehen“ (Lukas 1,38). Unterm Strich sagt sie: „Hineni.“ Ein jüdisches Wort, das so viel heißt wie: „Hier bin ich.“
Sie stellt sich in diesem Moment Gott ganz zur Verfügung. Sie zupft in diesem Moment nicht nervös an ihrem Kleid herum, weil sie es doch eigentlich nicht wert ist, dass Gott sie für diese große Aufgabe auswählt. Sie beginnt auch nicht schnell auf Amazon nach Erziehungsbüchern zu suchen. Sie kramt nicht gleich ihr Handy aus der Tasche und ruft verzweifelt ihre Mutter an. Sie sagt nicht: „Moment, ich muss mich erst mal mit meinem Verlobten beratschlagen, ob das für ihn in Ordnung ist.“ Nein, sie trifft in diesem einen Augenblick eine Entscheidung. In der Stille. Nur für sich. Und stellt sich ganz bewusst unter den Willen Gottes.
Sie braucht dafür keinen Ratgeber, sie vertraut ihrem Gott im Himmel. Sie vertraut ihm und auch seiner Entscheidung. Sie legt ihr Leben in seine Hand. Mit all ihren Sünden. Mit all ihrer Fehlerhaftigkeit. Mit all ihren Stärken und Schwächen. Mit all ihrer Heiligkeit und Sündhaftigkeit. Sie weiß, dass es nicht auf ihre menschliche, sondern nur auf Gottes Kraft ankommt. Und wenn er glaubt, dass sie die Richtige für diese Aufgabe ist, dann weiß er, was er tut.
Wenn ich ehrlich bin, geht es mir da oft ganz anders. Zu häufig glaube ich immer noch, dass Gott mich toller findet, wenn ich gut drauf bin und der Heiligenschein glänzt. Zu oft bin ich davon überzeugt, dass er mich nicht zu 100 % in seine Arme schließt, wenn ich zerbrochen, krank, erschöpft und müde bin. Oder vielleicht tut er es nur kurz, damit es mir gleich wieder besser geht und ich besser performen kann. Aber ich verstehe so oft nicht, dass er mich auch in meiner Schwachheit von Herzen in seine Arme schließt und mich annimmt. Punkt. Er erwartet von mir in diesem Augenblick nicht, dass ich mich schnell wieder fange und endlich „funktioniere“. Nein. Worauf es ihm ankommt: dass ich echt bin, wenn ich bei ihm bin. Mich ihm zumute. Mit ihm aushalte. Sage: Hier bin ich.
Wenn Gott mit uns Geschichte schreibt, schaut er nicht auf unsere Leistung und unsere Performance, auf unsere Kompetenz und unser Wissen. Was er braucht, ist dieses entschiedene Ja in unserem Herzen. Die Entscheidung, ihm in allen Dingen zu folgen. Ganz egal, was auch immer er mit uns vorhat. Ganz egal, ob das nun bedeutet, permanent außerhalb unseres Wohlfühlbereichs zu leben und Dinge zu tun, die wir uns so nie ausgesucht hätten. Ganz egal, ob wir von seiner Anfrage gerade ein wenig überrascht und vielleicht auch ein bisschen überfordert sind. Aber was Gott ohne Ende Freude bereitet, ist diese Bereitschaft, ihm zu folgen. Sich ihm zur Verfügung zu stellen. Für seine Geschichte offen zu sein.

Aus: Nelli Bangert, Hoffnungsschimmer. 24 Lichtblicke für die Adventszeit, Gerth Medien

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7 Antworten

  1. Der letzte Satz: Für SEINE Geschichte offen zu sein, das ist es 😉
    Was ist SEINE Geschichte für mich, mit mir....
    Das immer wieder herauszufinden ist total spannend und schön. Gottes Segen allen Frauen.

  2. Auch mir haben die Worte gutgetan. Der Beitrag geht in die Tiefe und fordert mich heraus. Vielen Dank Frau Bangert! Gerade jetzt in der Adventszeit wo das hetzen und kaufen wieder soviel Raum einnimmt, ist es einfach wunderbar so einen besinnlichen Text zu lesen, weil es dabei um das Eigentliche geht!

  3. Das ist der „Knackpunkt“: Maria trifft eine Entscheidung. In der Stille und stellt sich unter den Willen Gottes!
    Ohne sich verschiedene Meinungen zu holen und beratschlagen wie andere sich wohl in ihrer Situation verhalten würden .
    Nein, es geht um sie und ihren Herrn!
    Ich will davon lernen, von meinem himmlischen Vater abhängig zu sein und nicht von der Meinung anderer, mag sie auch vernünftig erscheinen.

  4. Ein ganz toller Impuls. Passt in meine momentane Situation. Ich bin nämlich nur genervt von Corona, gerade heute wurde unser Gemeindenachmittag abgesagt. Ich bin traurig, frustriert wütend. Ich frage mich, warum Gott das alles zu lässt. Ist das wirklich sein Plan für mich bzw. für uns? Ich bewundere Maria, ich kann nicht so einfach heneni sagen, ich hinterfragen immer alles. Ich weiß nicht ob ich es so einfach hingenommen hätte, wenn ich von Gott diese Aufgabe bekommen hätte. Vielleicht will er mir aber auch etwas damit sagen? Ich finde es aber gut, daß Gott immer für mich da ist, auch wenn ich nicht gut drauf bin.

  5. Es wird so vieles leichter, wenn ich GOTT täglich (gerne auch mehrmals :-)) mein Hineni gebe: hier bin ich, HERR, sende mich! SEINE Stimme zu hören und voller Vertrauen SEINEM Ruf zu folgen, ohne selbst verstehen zu müssen, weil es reicht, dass GOTT SEINEN Plan mit mir/mit uns hat, ist Befreiung pur, wie sie nur GOTT schenken kann, und öffnet unsere Herzen um GOTTES reichen Segen im Übermaß zu empfangen. So dankbar für die Botschaft bin ich, bereits mit vielen anderen gemeinsam auf diesem Weg zu sein. HALLELUJA + AMEN!!!

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