Ich telefoniere mit meiner Freundin. Das kann dauern ... Wir sprechen über unsere Familien, unsere Sorgen, unsere Gesundheit, Gott … und plötzlich ist da ein Knacken in der Leitung, als hätte sie aufgelegt. Ganz, ganz leise höre ich sie noch sprechen, ich weiß also, sie hat das Gespräch nicht abgebrochen, die Verbindung ist nicht abgerissen. Aber ihre Stimme ist so leise, dass ich kein Wort mehr verstehen kann. Und ich denke, dass uns das mit Gott manchmal genauso geht, oder?
Es gibt Zeiten, da höre ich Gottes Stimme scheinbar nicht mehr. Ich lese im Andachtsbuch und bete, gehe zum Gottesdienst und zur Kleingruppe, aber nichts spricht mich wirklich an. Es ist, als würde Gott schweigen. Manchmal geschieht das in Lebensphasen, in denen scheinbar nichts geschieht.
Mein Leben plätschert einfach so vor sich hin, es gibt keine großen Höhen und Tiefen, alles ist Alltag. Und Gott schweigt. Das ist nicht schön. Ich sehne mich nach Neubelebung meiner Gedanken und meines Herzens, nach frischem Wind. Aber es ist auch kein großes Drama. Es geht mir ja nicht wirklich schlecht. Ich habe keine Schmerzen, friere nicht, hungere nicht … Aber dann gibt es auch Phasen, da steht mir das Wasser bis zum Hals. Da passiert etwas, das mich umhaut. Oder etwas, wofür ich eine Lösung brauche. Sofort! Und dann rufe ich zu Gott und schreie und flehe und bekomme keine Antwort. Jedenfalls nicht sofort.
Und doch … Was gibt mir eigentlich die Gewissheit, dass meine Freundin nicht einfach den Telefonhörer aufgelegt hat, weil sie mein Geplapper satthatte? Hätte sie ja tun können. Theoretisch.
Praktisch würde sie das nicht tun, denn sie liebt es, mit mir zu telefonieren. Es liegt ihr etwas an meinen Gedanken. Sie nimmt Anteil an meinem Leben und meine Sorgen trägt sie mit. Und genauso ist das auch bei Gott. Ich bin sicher, er liebt mich! Es liegt ihm etwas an meinen Gedanken. Er nimmt Anteil an meinem Leben und trägt mich und meine Sorgen. Er würde das Gespräch nicht einfach so beenden. Er lässt mich nicht hängen. Ich kann ihn gerade nicht verstehen, aber ich weiß: ER IST DA! Auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Auch wenn ich mich frage, warum er nicht lauter, deutlicher, schneller antwortet. Ich weiß, er ist da! Ohne Wenn und Aber steht er zu mir! Und früher oder später werde ich seine liebevolle Stimme wieder hören. Werde seine Wegweisung sehen. Werde mich geliebt und gehalten fühlen.
So wie es im Gespräch mit meiner Freundin war. Plötzlich konnte ich ihre Stimme wieder hören. Glasklar, so wie vorher. Und wir konnten unser Gespräch fortsetzen, als wäre nie eine Unterbrechung gewesen.
„Seid fröhlich als Menschen der Hoffnung, bleibt standhaft in aller Bedrängnis, lass nicht nach im Gebet.“ Römer 12,12
3 Antworten
Wunderbarer Beitrag und so anschaulich- vielen Dank!
Dieser Text erinnert mich so an meine Zeiten. Wenn ich so in mich gehe und mich frage, wo war Gott in der schweren Zeit? Er war immer schon da, hat mich getragen. Manchmal, wenn alles um mich herum still ist, dann kann ich ihn hören. Ich will mir das Vertrauen bewahren, dass er jederzeit bei mir ist. Ganz gleich, wo ich gerade unterwegs bin.
Danke für diesen Text.
Genau so fühlt sich der Alltag immer wieder an. Vielen Dank für die ermutigenden Gedanken. Keine Theorie. Nein. So ist das Leben.