Nach einem Gottesdienst wünsche ich meinem Gegenüber für die nächste Woche einen fröhlichen Geburtstag. „Ja, ich freue mich so auf meinen Geburtstag!“, erwidert er strahlend. Ich stutze kurz und frage dann leicht konsterniert: „Planst du etwas Besonderes?“ „Nein, ich freue mich einfach!“ „Ach ja?“ Ehrlich, ich habe so etwas bei Erwachsenen noch nie gehört. Doch er behauptet von sich, dass er sich auf seinen Geburtstag freut! Als er meinen irritierten Blick bemerkt, fragt er nach: „Wieso? Freust du dich nicht auf deinen Geburtstag?“ Und ohne auf eine Antwort zu warten, fügt er – zu meiner Erleichterung – hinzu: „Komisch, meine Frau freut sich auch nicht auf ihren Geburtstag.“
Uff, da bin ich wenigstens nicht allein damit, denke ich und hake nach: „Auf was freust du dich denn? Auf den Kuchen, auf die Geschenke, den Besuch, eine Überraschung deiner Kinder …?“ Während ich mir mein Hirn zermartere, worüber er sich freuen könnte, bekomme ich seine muntere Antwort: „Nein, ich freue mich einfach, dass Gott mir das Leben geschenkt hat, dass ich leben darf und dass es mich gibt. Ich freue mich, dass Gott mich gewollt hat. Deshalb ist mein Geburtstag für mich ein Festtag!“
Ich staune. Ich bin verblüfft. Ich bewundere ihn. Ich beneide ihn. Ich schäme mich. Seine Antwort lässt mich nicht los, bewegt mich. Ich bin traurig über mich selbst. Fragen beschäftigen mich: „Warum fällt mir das so schwer? Könnte ich das meinen Kindern weitergeben? Habe ich das nie so empfunden?“
Mein Herz ist unruhig in mir.
Bald habe ich Geburtstag. Gott hat mir mein Leben geschenkt. Er hat mich wunderbar gemacht, im Leib meiner Mutter kunstvoll gestaltet, so steht es in Psalm 139.
Er freut sich über mich und hat mir seine Liebe, seine Nähe, seine Hilfe und vieles mehr für meinen Weg versprochen.
Spüre ich da ein kleines Fünkchen Vorfreude auf meinen Geburtstag? Egal, ob Besuch kommt oder nicht? Egal, ob mich jemand überrascht oder nicht? Auch wenn ihn viele vergessen, ich selbst kochen muss und keine Blumen auf dem Tisch stehen: Es ist der Jahrestag meiner Geburt! „Meine Seele, freue dich!“, flüstere ich mir zu. Ich übe mich im Freuen. „Danke, Gott, dass du zu meinem Herzen sprichst!“
6 Antworten
Ich wünsche allen, die ihren Geburtstag allein feiern, daß sie besonders daran denken, daß Gott sie liebt. Und als Zeichen dafür darf man sich auch selbst beschenken, etwa mit Blumen, einer CD, schöner Musik, einem Besuch im Café oder einem schönen Park oder worauf man immer schon mal Lust hatte. Wie wäre es mit einem neuen Sommerkleid und Schuhen dazu? Ich merke gerade, daß meine Phantasie Purzelbäume schlägt. Einmal war ich auch alleine, habe eine Schifffahrt gemacht, nur 2 Stunden, ein Glas Wein getrunken und das Gespräch mit zwei Ausländerinnen begonnen. Es war nur kurz, aber eine schöne Erinnerung.
Ja, ich freue mich auch auf meinen Geburtstag!
Dasselbe habe ich auch immer gemacht und gesagt. Gott schenkt mir ein weiteres neues Jahr zum Geburtstag und vor allem hat ER mich zum Original geschaffen so wie ich es bin. DANKE!
Ich habe heute Geburtstag, hatte mich darauf gefreut und er wurde immer furchtbarer ... Da ich im Urlaub bin, habe ich die Montagsgedanken online gelesen 1. das Thema 2. der Inhalt ... Danke, Gott, dass du mich geschaffen hast, dass du mich gewollt hast. Jetzt freue ich mich wieder über den Jahrestag meiner Geburt.
Hallo ihr Lieben,
als ich das las, bin ich erschrocken, denn ich schreibe auch einigen überwiegend christlichen Frauen jedes Jahr zum Geburtstag, von denen höchstens die Hälfte antworten. Obwohl ich es nicht auf ein Dankeschön abgesehen habe, mache ich mir nun echt Gedanken, ob es richtig ist, auch weiterhin einer Frau zu gratulieren!?
Das ist ein wunderschöner Ansatz, da vielen von uns Erwachsenen die unbefangene, kindliche Vorfreude verloren gegangen ist und wir oft nicht so zufrieden mit unseren Feiern sind: entweder zuviel Besuch=viel Arbeit oder zu wenig=auch nicht recht:/. Vielen Dank:)
Beim Lesen des Artikels "Geburtstagsfreude" sind mir die Tränen gekommen. Ich bin tief berührt und fühle mich so erleichtert, dass ich nicht die Einzige bin, die sich bisher über ihren Geburtstag nicht gefreut hat. Danke, Frau Schilling-Seydel, für den mutigen Artikel. Den Artikel habe ich gleich dreimal hintereinander gelesen und mir ist aufgefallen, dass wir unseren himmlischen Vater ja ganz vergessen, der uns geschaffen hat und sich über uns freut. Das muss einem erst einmal wieder jemand sagen. Ich habe IHN doch lieb und möchte Ihn nicht traurig machen. Von jetzt an will ich immer daran denken und mich ganz neu an IHM und mit IHM freuen.