Während eines dreimonatigen USA-Aufenthalts mit meiner Tochter war eine unserer gemeinsamen Lieblingsbeschäftigungen der Besuch eines bestimmten Cafés um die Ecke. Je nach Wetterlage gönnten wir uns einen „Pink Drink“, einen „Chai Latte Joy“ oder einfach einen „Café Grande Schwarz“. Die Bedienung war stets sehr freundlich und bemüht, die Kundschaft so schnell wie möglich mit dem gewünschten Getränk zu versorgen. Allerdings war der Andrang im Café oft sehr groß und die Zubereitung der Getränke teilweise recht aufwendig. Kurz: Wartezeiten blieben nicht aus. Für die Amerikaner war das nie ein Problem. Man lächelte sich freundlich an, machte ein bisschen Small Talk mit der Kassiererin und störte sich nicht weiter an der Warterei. Mir allerdings fiel es schwer, mich in Geduld zu üben, obwohl ich wirklich nicht unter Zeitdruck stand. Meine Tochter ermahnte mich öfter: „Mama, warum guckst du denn wieder so unfreundlich, das ist doch unhöflich.“ Rasch gab ich ihr recht und besann mich meiner Zeit, meiner guten Laune und lächelte in die Runde.
Wenn ich mit meiner Freundin Natalie im Café war, bewunderte ich ihre liebenswerte Art, mit der sie der Kassiererin Komplimente machte und sagte, sie könne als Model arbeiten, oder sich bei einer anderen Angestellten nach ihrer Familie erkundigte. Nicht nur ging durch das Gespräch die Zeit schneller vorbei, sondern die Atmosphäre veränderte sich. Wenn ich dann meinen Tee trank, dachte ich, dass sich das Warten durchaus gelohnt hatte und die Freude nicht nur der Name des Tees war, den ich konsumierte, sondern die positive Haltung meiner Freundin und meiner Tochter auf mich abgefärbt hatte. So war ich fest entschlossen, diese Haltung zu Hause beizubehalten.
In Deutschland angekommen, ließ die Gelegenheit nicht lange auf sich warten. Der erste Einkauf beim Bäcker um die Ecke stand an. Ich betrat den Laden mit einem freundlichen „Guten Tag“ und äußerte meinen Einkaufswunsch. Da klingelte das Telefon. Anstatt mich fertig zu bedienen, verschwand die Verkäuferin ins Nebenzimmer, um das Telefonat entgegenzunehmen. Schon setzten meine alten Gedanken ein: Warum hat sie mich jetzt nicht fertig bedient? Die Person hätte doch noch einmal anrufen können! Doch bevor meine Ungeduld sich in Ärger verwandeln konnte, dachte ich an meinen Vorsatz und besann mich darauf, dass es kein Problem war, ein bisschen zu warten. Als die Verkäuferin dann zurückkam, entschuldigte sie sich vielmals und ich spürte ihre Erleichterung, als sie merkte, dass mein „Kein Problem!“ tatsächlich ernst gemeint war. Und ich? Ich war froh, dass sich die Freude und Gelassenheit, die ich in den USA erfahren durfte, auf meinen Alltag in Deutschland auswirkte. „Die Freude am Herrn gibt euch Kraft“, heißt es in der Bibel (Nehemia 8,10). Diese Zusage Gottes, dass meine Freude in ihm auch meine Stärke ist, gilt, ganz egal, wo und wann.
Simone Schönung
3 Antworten
Das stimmt.Ich merke auch immer,wenn ich im Urlaub bin bin ich freundlich und gelassen.Da scheint die Sonne heller und dad Gras ist grüner.Kaum zu Hause angekommen ist alles wie weg geblasen.Gerade bin ich auch im Urlaub und werde mal versuchen die Stimmung mit in den Alltag zu nehmen.Mit Gottes Hilfe sollte es möglich sein.
Diese Unterschiede kenne ich auch sehr gut, gerade zwischen Deutschland und Nordamerika. Jedesmal beim Zurückkommen bin ich entsetzt, wie unfreundlich man sich schon am Flughafen begegnet und automatisch falle ich mit ein in diesen Ton. Dieses Erlebnis der Autorin zeigt mir wieder ganz deutlich, dass ich genauso gefordert bin, Freundlichkeit auszudrücken und nicht nur, wenn sie mir entgegenkommt. Danke!
Das Leben ist oft so Geschäftig das ich manchmal denke in der Ruhe liegt die Kraft und ein kleines lächeln öffnet Herzen. Ich arbeite selbst im Verkauf und ein liebevolles und freundliches umgehen miteinander erleichtert mir sehr den Alltag . Mit meinen Kunden und auch meinen Kollegen geht die Arbeit zusammen doch schneller von Hand.