Montag, 19.08.2024

Esel in

Eritrea

Ich bin mit Pferden und Eseln aufgewachsen – ein Privileg, dass ich jedem Mädchen wünsche. Eines der wichtigsten Dinge, die ich dabei gelernt habe, war das Führen: dem Pferd als Führer vorausgehen und sich nicht von dem Tier in alle Richtungen ziehen lassen. Dafür sollte man am besten vor dem Tier laufen. Ein Pferd braucht einen starken Führer; es ist gefährlich für den Menschen, wenn es selbst die Führung übernimmt. Wenn ein Pferd vertrauen kann, dann wird es ruhig.

Eigentlich fühle ich mich auch wie ein Pferd; ich brauche auch jemanden, der vor mir hergeht. Ich bete immer darum, dass Gott mich führt. Aber ich sehe ihn nicht vor mir und höre auch keine himmlische Stimme dazu, welche Wohnung, Arbeitsstelle oder Automarke ich wählen soll. Also höre ich auf mein Bauchgefühl, meine Erfahrung, meine Freunde, und in großen Fragen befrage ich die Bibel. Aber meine Unsicherheit bleibt. In der Bibel erlebe ich einen Gott, der von vorne führt: Er sagt uns, was wir tun sollen, dass unser Ziel immer die Liebe ist. Aber was mache ich in all meinen persönlichen Fragen, den Dilemmas, den Details, auf die ich in der Bibel keine Antwort finde?

Vor Kurzem sah ich eine Dokumentation über ein Esel-Projekt in Eritrea (Afrika). Dort schenkt man Frauen einen Esel, der ihnen ein ganz neues Leben ermöglicht. Das Spannende daran: Die Menschen in Eritrea laufen immer hinter den Eseln, oft ganz ohne Seil. Der Esel läuft selbst, muss seinen Weg suchen und wo er gut auftreten kann. Nur wenn er zu weit vom Weg abkommt, scheidet sein Besitzer ihm von hinten den Weg mit einem Stock ab, sodass der Esel sich wieder in die andere Richtung wendet. Und aus irgendeinem Grund laufen die Esel nicht einfach weg.

Das hat mich an uns und Gott erinnert: Ich sehe Gott bei vielen Fragen nicht vor mir, ich muss selbst laufen. Ich muss selbst überlegen, wohin ich den nächsten Schritt setze. Aber wenn ich zu weit in die falsche Richtung laufe und das Ziel verfehle, dann korrigiert Gott mich von hinten: Er schneidet mir den Weg ab.

Ein Beispiel: Eigentlich wollte ich aufstocken und mehr Stunden pro Woche arbeiten; ich dachte ich hätte so viel Zeit. Jetzt ist das alles gescheitert, musste meine Chefin mir mitteilen, und wie froh bin ich, weil ich merke, dass ich gerade nicht schaffe. Ich bin gelaufen, aber Gott hat schützend eingegriffen. So oft will ich etwas unbedingt, aber es scheitert doch. Und wie oft erkenne ich im Nachhinein, dass Gott mir den Weg abgeschnitten hat, um mich zu schützen. Er kennt den Weg und er führt – aber manchmal eben von hinten. Ich will nicht frustriert sein, wenn mein Weg mal wieder durchkreuzt wird.

Eben kam die Absage von einer wunderschönen Wohnung in einer Villa, in die ich gern aus meiner Kellerwohnung umgezogen wäre. Dann will ich vertrauen, dass einer führt, den ich nicht sehe. Aber er kennt den Weg, das Ziel und jeden Abgrund, den ich nicht sehe. Er wird mich sicher leiten.

"Danke" an die Autorin

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8 Antworten

  1. Liebe Frau Wolf,
    herzlichen Dank für Ihre guten Gedanken.
    Auch bei uns ist vor einigen Jahren ein Wohnungswusch zunächst unerwartet gescheitert und ich war so sauer auf Gott. Wie gut, dass er es schon wusste: Nach einem Jahr hätten wir nämlich wieder ausziehen müssen wegen Eigenbedarfs des Vermieters. Da war ich doch so froh über Gottes Eingreifen, auch wenn mir eine Erklärung gleich so viel lieber gewesen wäre.
    Vielleicht hat Gott eine viel bessere Lösung?
    Ihnen alles Gute!
    Dorothea Trautvetter

  2. Liebe Frau Wolf,
    so ermutigende Worte! Ich werde sie gleich einer lieben Freundin weiterleiten, die sie gerade gut gebrauchen kann. Ähnliche Erfahrungen mit Gottes Führung durfte ich auch schon oft in meinem Leben machen, ohne IHN hätte ich Vieles nicht geschafft oder gemacht.
    Liebe Grüße
    Ingelore Bekaan

  3. Liebe Frau Wolf,
    nach 1 Jahr Wohnungssuche hat mir Gott eine supertolle Wohnung geschenkt.
    Sie hat "fast" alles, was ich mir gewünscht hatte.
    Bin gestern eingezogen. Gott sorgt für uns, das ist mir wieder einmal bewusst geworden.
    Ich bin so dankbar.
    Alles Liebe und Gottes Segen
    Ingrid

  4. Liebe Ronja,
    herzlichen Dank für deine ermutigenden Zeilen. Ich bin eine, die die wunderschöne Wohnung in einer Villa bekommen hat. Musste über die Parallele lachen.
    Liebe Grüße Barbara

  5. Es ist schön, sich vorzustellen, dass Gott hinter mir geht und meinen Weg korrigiert, wenn ich in die falsche Richtung gehe. Und trotzdem lässt er mich erst einmal alleine meinen Weg gehen. Vielen Dank für das Bild, das ich jetzt vor mir sehe.

  6. Der Text hat auch mich angesprochen .
    Ob Gott vor oder hinter mir geht......
    Auf jeden Fall hat er einen guten Plan für mein Leben, weil er mich liebt und das Beste für mich geplant hat.
    Nur die Geduld aufzubringen und auf SEINE Zeit zu warten ist nicht immer leicht.

  7. Liebe Ronja
    Wie schön haben Sie diese wunderbare Geschichte mit uns geteilt. Heute morgen habe ich mit einer lieben Freundin genau über dieses Thema ausgetauscht und auch wir sind zu dem gleichen Ziel wie Sie gekommen unser Vertrauen und unseren Blick auf den zu richten der uns kennt und nur das Beste für uns will und seiner Führung zu vertrauen. Er hilft uns auch immer wieder in seiner Sanftheit und Barmherzigkeit uns auf seine Korrektur einzulassen. Auch wir durften immer wieder im Rückblick lachen wie Er uns schützend und bewahrend seine Führung sehen und erkennen liess.
    Herzlichen Dank für ihres Teilen
    Elisabeth Schmid/ Schweiz

  8. Es gibt viel Wohnungen in der Villa meines Vaters, und ich gehe voraus , um euch einen Platz vorzubereiten.
    Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch dann so gesagt?
    (Johannes 14,2) 😉 🙂

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