Montag, 14.04.2025

Drück aufs Kreuz

und fang von vorne an


Es war ein wundervoller Tag. Die Sonne schien. Die Vögel zwitscherten. Mein Kind hüpfte fröhlich herum. Alles war äußerlich prima. Aber innerlich war ich total übermüdet, fix und fertig. Dabei war mein Leben doch gerade so schön! Ich hatte eine wundervolle Familie. Zwei wunderschöne Kinder in einem supertollen Alter. So eine spannende Zeit! Aber ich, ich lag am Boden, und das nicht nur sprichwörtlich. Ich lag tatsächlich am Boden. Es gab so einige Dinge, die mich unzufrieden stimmten: meine Figur, dieses tägliche Aufräumen, Aufräumen, Aufräumen! Mir wuchsen die normalsten Dinge über den Kopf.

Apropos Kopf: Der wusste gar nicht, wo das Problem lag, und redete mir gut zu: „Du hast gesunde Kinder, einen Mann, der dich liebt, tolle Freunde und Verwandte, du hast ein einfaches Leben! Es gibt keine Probleme! Was ist los?“

Am Boden

Ich lag auf den Boden in meinem Schlafzimmer und starrte die Decke an. Ja, wenn ich das bloß wüsste. Eigentlich müsste ich im „Hopsasa-Schritt“ durch den Alltag springen genau wie mein Sohnemann. Aber ich lag da und wechselte zwischen Kniestellung und Heulkrämpfen ins apathische „Daliegen“ und Decke-Anstarren. Nachdenklich versuchte ich herauszufinden, wie es zu diesem Zustand hatte kommen können.

Anderthalb Jahre zuvor hatte ich nach langem Umherwandern wieder zu Jesus gefunden. Ich hatte viel nachzuholen und wurde in einer christlichen Gemeinde sehr aktiv. Stürzte mich in allerlei Angebote, nahm am Lobpreis teil, arbeitete im Kindergottesdienst mit, übte auch einige Lieder mit den Kindern ein, war in der Theatergruppe, ging zur Gebetsstunde und natürlich sonntags zum Gottesdienst. Kurzum: Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag war ich im Hause des Herrn aktiv. Ich wollte Gott dienen. Es brachte mir viel Freude. Besonders der Lobpreis.

Wie konnte es da sein, dass ich in diesen Zustand verfallen war? Ich war doch gläubig! Was war das?! Warum kam ich nicht in die Gänge? Wieder kamen mir die Tränen. Ich drehte mich zum Boden und weinte: „Gott, ich verstehe nicht, warum ich so müde bin. Ich brauche jetzt ein eindeutiges Zeichen von dir!“

Warten auf eine Nachricht

Während ich auf Gott wartete, malte ich mir aus, wie ein helles Licht mein Zimmer erstrahlen ließ, ein Engel erscheint und mir eine wichtige Botschaft gab oder ein lautes Donnergrollen meine Wohnung erschütterte und Gott selbst zu mir sprach oder Jesus …

„Kannst du mir helfen?“, wollte mein Sohn wissen.

„Nein, Schatz, ich kann jetzt nicht!“

Ich betete weiter: „Gott, ich brauche deine Hilfe! Was soll ich nur tun? Hab keinen Frieden. Bin traurig! Total überlastet. Das, was mir Freude bereitet hat, ist nun eine Last. Warum? Ich dachte, gute Christen sind täglich in der Kirche und tun da was für dich. Ich bin nur etwa jeden zweiten Tag dort und schaff das alles trotzdem nicht. Bitte zeig mir, was ich tun soll. Ich brauche jetzt echt ein konkretes Zeichen von dir. Bitte!“

Wieder erklang ein leises Klopfen an der Tür.

„Mama! Ich komm da nicht weiter. Kannst du mir helfen?“, flüsterte eine leise Kinderstimme durch die Tür.

„Bitte warte noch, ich komm gleich!“, versuchte ich so beherrscht wie möglich zu sagen. Doch innerlich war ich etwas genervt darüber, dass ich in meinem „heiligen Niederschlag“ gestört werde. Ich konnte ja schlecht Gott hier stehen lassen, um meinem Sohn am PC zu helfen. Schließlich hatte ich ihn – Gott – ja um ein Zeichen gebeten. Ich könnte ja sonst noch die Engelsbotschaft oder Ähnliches verpassen, während ich weg war. „Ich bleibe hier! Bis Gott mir eine Antwort gibt“, sagte ich mir deshalb.

Es kam … nichts! Wieder Tränen! Wie sollte ich all das wiedergutmachen? Wahrscheinlich hatte ich zu viele Fehler gemacht, die Gott nicht mehr verzeihen konnte. Immerhin hatte ich damals in der Jugendzeit gewusst, dass es Gott nicht gefiel, dass ich mich von ihm abwandte, und hatte es trotzdem getan.

„Gott, bitte hab Erbarmen, ich werde mir echt Mühe geben und sehr aufpassen. Rede zu mir. Ich brauche dich! Gib mir ein Zeichen!“

Ungewöhnliche Wege

Ein leises Seufzen auf der anderen Seite der Tür ließ mich wissen, dass mein Sohn auf mich wartete. Auch ich atme tief ein und frage: „Okay, was ist los, mein Engel?“

„Der PC hat sich aufgehängt.“

Ich kannte das Problem. Mein Sohn malte mit Paint und öffnete einen Haufen Fenster. So viele, dass der alte PC überlastet war.

„Drück aufs Kreuz und fang von vorne an!“, sagte ich ihn.

Kleine Füße trippelten ins Büro zurück. Ich vernahm ein Ächzen, als er auf den Schreibtischstuhl klettern. Die Maus klickte ein paar Mal und dann … Stille. Wieder der tiefe Seufzer eines Jungen, der echt viel Geduld aufgebracht hatte.

Nichts. Außer dem Vogelgesang war nichts zu vernehmen. Ein leises Klopfen unterbrach meine Zerschlagenheit. Ich riss mich kurz zusammen: „Ja, mein Schatz?“

Ein kleines Näschen lugte durch den Türspalt.

Okay, ich gab auf. Es passierte ja doch nichts. Wahrscheinlich musste ich doch noch mal in die Bibel schauen. Vielleicht stand da die Antwort.

Im Büro starrte ich ungläubig auf den Bildschirm des Computers. Er war total übersät mit offenen Programmen! Ich schaute meinen Sohn an und dann wieder zum Bildschirm: „Du hast aber viel gemalt!“ Ich musste schmunzeln. „Schau mal, in jedem Fenster ist hier oben rechts ein rotes Kreuzchen! Da drückst du drauf und es verschwindet. So machst du weiter, bis alle weg sind. Dann kannst du wieder von vorne anfangen.“

Freudig machte er sich an die Arbeit.

Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer blieb ich wie angewurzelt stehen. „Drück aufs Kreuz und fang von vorne an! Das ist es!“

Jetzt war der Groschen gefallen. Das Kreuz, rot wie das Blut Jesus! Gott ist so genial! Wie gut er mir das zeigen konnte. Auch bei mir liefen zu viele „Projekte“, weil ich dachte, dass Gott es so von mir verlangte. Aber er gab mir an diesen Morgen zu verstehen: „Schließe alle Projekte, tue Buße für deine Sünden, und fang einfach von vorne an.“

Was wirklich wichtig ist

Ich darf alles, was mich bedrückt und unwiderruflich falsch gelaufen ist, Jesus sagen, kann ihn um Vergebung bitten, und er rechnet mir die Sünde nicht mehr an! Ich darf eine neue Seite aufschlagen! Da war die Botschaft, auf die ich gewartet hatte. Ich durfte alles überdenken. Er zeigte mir, dass es an der Zeit war, sich um die Kinder zu kümmern. Dass es ihm Ehre bringt und dass es auch ein sehr wertvoller Dienst ist. Er hat es so gewollt und geplant. Eltern verbringen Zeit mit ihren Kindern. Erziehen sie im Glauben. Es ist pures Glück, wenn wir nicht so viele Aufgaben anhäufen, dass uns die Nerven und die Kraft für unsere eigenen Kinder und die Familie geraubt wird. Wir kümmern und erziehen sie liebevoll. Diese wertvolle Zeit geht so schnell vorbei. Immer wieder zeigt mir Gott so viele Parallelen zwischen der Liebe zu unseren Kindern und seiner Liebe zu uns! Genauso wie mein Sohn vor meiner Tür stand und ich es nicht übers Herz brachte, ihn länger warten zu lassen, genauso konnte Gott mich nicht länger am Boden liegen lassen!

Ich durfte viele meiner Projekte und „Fenster“ schließen, was mir totalen Frieden brachte! Die Lüge, es sei Gottes Wille, in der Gemeinde nonstop tätig zu sein, wurde nun entlarvt. Die Wahrheit ist, dass ich überall im Dienst des Herrn stehe. Egal, wo ich mich befinde. Ob zu Hause, auf der Arbeit, in der Gemeinde oder beim Einkaufen. Gott ist gut und lässt sich immer finden. Wir brauchen nur etwas Geduld und Beharrlichkeit, dann kommt die Antwort:
Drück aufs Kreuz und fang von vorne an!

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14 Antworten

  1. Danke! Gut zu wissen das alles was wir tun ein Dienst am Herrn ist ob in der Gemeinde zuhause oder in ganz alltäglichen Dingen!Wir können Gott mit ganz verschiedenen Dingen Ehren sofern wir es mit reinem Herzen tun !Manuela Gäbler

  2. Danke, daran möchte ich mich gerne erinnern (lassen), wenn ich eine Seiten auf dem Bildschirm schließe, indem ich auf das Kreuz drücke. Das ist eine gute Eselsbrücke.

  3. WOW..
    Gottes Möglichkeiten..
    uns in unserer Not zu begegnen sind unermesslich gross..
    er berührt unsere Herzen immer wieder..mit seiner Liebe und Treue..
    auf so erstaunliche Art und Weise !!

  4. Danke vielmals für die ehrlichen Zeilen, sehr spannend geschrieben. Welch eine schöne Erfahrung mit dem eigenen Sohn!
    Gott hat ihn gebraucht, um zur Mutter zu sprechen. Sehr berührend!

  5. Toll geschrieben und sehr ansprechend. Das wäre sicher auch was für die gedruckte Ausgabe - diese Botschaft ist in der heutigen Zeit so wichtig!
    Vielen Dank fürs Teilen. ♥️

  6. Vielen Dank für diese ehrlichen Zeilen, liebe Frau Iskam, in denen ich mich vollkommen wieder gefunden habe.

    Das sollten viele Menschen lesen, gerade in dieser herausfordernden Zeit. Deshalb wäre es sicher gut, dies in einer Lydia Ausgabe zu veröffentlichen.

    Gottes reichen Segen für uns alle. ❤🌹🌹

  7. Wundervoll diese Geschichte!
    Gottes Möglichkeiten sind unerschöpflich, um uns aus schwierigen Situationen zu befreien. DANKE

  8. Meine liebe Schwester Lisa, danke dir für ein Einblick in dein Leben.
    Du hast mir damals die kurze Version im Lydia Heft vorgelesen und fandest es so schade, dass die lange Version nicht ins Heft passte. Die lange Version kannte ich noch nicht. Aber wie genial du es geschrieben hast, einfach Spitze. Ich höre deine Betonung, deine Stimme und deine Art wie du es liest heute noch, einfach klasse.
    Wie schade, dass du es nicht mehr erleben konntest, dass deine ganze lange Version online zu lesen ist. Wenn du das noch wüsstest, wäre das eine große Freude für dich. Und trotzdem:
    Viele Menschen profitieren jetzt von deiner Erfahrung und verstehen, dass wir Menschen Jesus und sein Kreuz brauchen und immer neu starten dürfen. Ich bin einfach begeistert wie spannend und gut du schon immer erzählen konntest. Und Gott zu dir gesprochen hat.
    Wie schwer es oft einen erscheint und wie Nah Gott uns doch ist.
    Nun bist du in der Ewigkeit bei unseren Herrn und musst dich nicht mehr hier auf Erden quälen. Die Ewigkeit ist unser Zuhause. Ich vermisse dich sehr und werde diesen Artikel oft lesen und an dich denken. Was bleibt ist die Erinnerung.
    In liebe deine Schwester Julchen

  9. Liebe Frau Elisabeth
    Ich finde Ihre Geschichte so passend und Sie ist so ermutigend. Auch in meinem Leben sind zu viele Programme offen und die Erwartung auf ein Zeichen von Gott stellen wir uns oft anders vor. Wie schön hat Gott durch ihren Sohn gesprochen und Sie konnten es auch für sich annehmen. Ich habe Zwei erwachsene Töchter und auch durch Sie hat Gott oft zu mir gesprochen. Auch ich drücke wieder auf das Kreuz und fange vorne an seine Liebe in mein ganzes Sein und Herz fliessen zu lassen.
    In herzlicher Verbundenheit und von Herzen gesegnete Ostern
    Elisabeth

  10. Liebe Elisabeth,
    ich lese ihre Geschichte und bin gedanklich in der Kita bei unseren Kindern. Und wie oft sitze ich zu Hause vor dem Spiegel und sehe mein Erschöpft sein. Die Geschichte berührt mich sehr, weil sie mir eben zeigt, wie wichtig Geduld, Gelassenheit und Ruhe sind.
    “Drück auf das Kreuz und fang von vorne an”. Fahr dich runter und starte wieder langsam.
    Ich werde mir die Worte ins Bewusstsein rufen, wenn ich wieder einmal zu viel auf einmal tun möchte.

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