Ich bin im Flur meiner Wohnung, als plötzlich das Licht über mir ausgeht. Einfach so, ganz leise. Schnell vergewissere ich mich: Auch in den anderen Zimmern ist es dunkel. Ich ahne, dass überall im Haus der Strom weg ist, nach früheren Erfahrungen vielleicht sogar im ganzen Dorf. Schnell hole ich eine LED-Lichterkette, da höre ich auch schon Stimmen im Treppenhaus. Die Mitbewohner aus den anderen Etagen finden sich dort ein, sie sind ebenfalls ohne Strom.
Es ist ein diesiger, trüber Dezembernachmittag – das macht es im Haus sehr dunkel, besonders im Treppenhaus. Da kommt mir die Idee, die LED-Weihnachtsbeleuchtung im Hausflur einzuschalten: die Beleuchtung an der Wand neben meiner Tür und einen Holzstern unterhalb der Treppe.
Daraufhin mache ich einen Gang ins Dorf, um kurz etwas zu erledigen. Der ganze Ort ist dunkel, überall ist Stromausfall. Als ich zurück im Haus bin und die Treppe im finster gewordenen Hausflur nach oben gehe, erwartet mich auf der nächsten Etage der beleuchtete Weihnachtsstern. Wie wunderbar: Da ist ein Licht! Es kommt mir wie eine Rettung vor, dieses Weihnachtslicht im Dunkel. Aus der hübschen, aber nicht wirklich nötigen Dekoration ist etwas Notwendiges geworden.
Und mit einem Mal denke ich an die Heilige Nacht und die Worte der Bibel, die ich schon oft gehört habe: dass Jesus als Licht in die Welt gekommen ist. Angesichts der Dunkelheit in unserem Haus verstehe ich tiefer als bisher, dass Jesus als Licht mitten in die Dunkelheit einer Nacht hineingeboren wurde. Hier auf der Treppe kann ich es plötzlich nachempfinden, und mir geht durch den Kopf: Wie nötig war doch sein heilbringendes Licht! Und wie hell mag die damalige Nacht durch den Stern und die Engel erleuchtet worden sein? Wie sehr brauchten wir sein helles Licht, das uns erschienen ist im Dunkeln!
Einige Zeit später höre ich das Piepen meines Anrufbeantworters. Es signalisiert mir, dass der Strom wieder da ist. Ich freue mich über die Lampe, die ich gleich einschalten kann, mehr aber noch über den Impuls, die ich in der Dunkelheit bekommen habe.
„Ich bin als Licht gekommen, um in dieser dunklen Welt zu leuchten, damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben“ (Johannes 12,46).
Yvonne Völker
Eine Antwort
Oft merken wir erst, was uns fehlt, wenn wir es nicht mehr haben!