Vor einigen Monaten las ich eine Geschichte, die mir noch lange nachging. Sie handelte von einer Kunstlehrerin und ihrer Klasse. Die Lehrerin ließ im Unterricht eine Klassenarbeit schreiben. Die Aufgabe der Schüler bestand darin, ein Bild, das die Lehrerin ausgewählt hatte, möglichst genau zu beschreiben. Als die Kinder das Bild sahen, waren sie begeistert: Solch eine leichte Arbeit hatte es bei dieser Lehrerin noch nie gegeben! Das Bild war weiß und an der unteren rechten Ecke befand sich ein Fleck. Die Schüler fingen also an, den Fleck genau zu beschreiben: seine Form, Farbe, Platzierung im Bild …
Als die Klasse die Arbeit in der folgenden Woche zurückbekam, war das Entsetzen groß! Statt einer Eins oder einer Zwei stand unter fast jeder Arbeit eine Vier. Die Kinder waren verwirrt – wie konnte das sein? Auch mich überraschten beim Lesen der Geschichte die schlechten Noten. Als ich aber die Erklärung der Lehrerin las, wurde mir alles klar. Das Problem war, dass die Klasse zwar in aller Ausführlichkeit den Fleck beschrieben hatte, den Großteil des Bildes jedoch mit einer kurzen Randbemerkung abgefertigt hatte: Der Hintergrund ist weiß. Punkt.
Die Lehrerin erklärte den Schülern im weiteren Verlauf der Stunde, dass ihnen ein Fehler unterlaufen sei, der vielen Menschen passiert – auch und gerade außerhalb des Kunstraums. Es ist der Fehler, den Fokus auf einen kleinen Fleck am Rand zu legen: ein Problem oder etwas Negatives. Dabei kann es passieren, dass man all das Gute – die große weiße Fläche, Hilfsangebote, liebe Menschen – ausblendet.
Diese Geschichte war der Startschuss für mein Dankbarkeitsexperiment. Mit einer Gruppe mir bis dahin zum Großteil unbekannter Menschen traf ich mich online, um auszuprobieren, welchen Unterschied es macht, mit einer „Dankbarkeitsbrille“ auf der Nase durch den Tag zu gehen: nicht sorgenvoll auf die Herausforderungen des Lebens zu starren, sondern auf das Gute, das uns inmitten der Probleme begegnet. Es ging nicht darum, Dinge schönzureden. Es ging vielmehr darum, den Blick für das Positive zu schärfen, das uns in Situationen, Menschen und der Begegnung mit Gott widerfährt.
Das Ergebnis war sensationell! Eine große Lebendigkeit, neu erwachte Lebenskraft, Mut, Zuversicht … Wir haben erfahren, wie wichtig es ist, das eigene Herz zu bewahren. Das fängt bei dem an, was und wie wir denken und worauf wir unser Augenmerk lenken: „Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben“ (Sprüche 4,23).
4 Antworten
Die Idee mit dem Dankbarkeitsexperiment habe ich aufgegriffen und ich werde dies für mich ausprobieren. Sehr schön.
Das sind sehr gute Impulse. Wir sind einfach so, dass wir uns für Dankbarkeit entscheiden müssen, während das Jammern von von selbst geht. Aber je besser wir unseren Herrn kennen lernen, um so dankbarer werden wir. Ich will es mehr üben, mehr lernen.
Vielen Dank, liebe Nicole Sturm.
Vielen Dank liebe Nicole für die Dankbarkeitsbrille von der Sie sprachen!
Es ging nicht darum, Dinge schönzureden. Es ging vielmehr darum, den Blick für das Positive zu schärfen, das uns in Situationen, Menschen und der Begegnung mit Gott widerfährt.
Das Frohe und Mutmachende zu Suchen und zuversichtlich in den Tag und das Leben sehen!
Marina Laps
Ein wunderbarer Text! Zum Vorlesen beim Gemeindefrühstück bestens geeignet. Danke!