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Montag, 22.08.2022

Der kleine Spatz

Neulich bei einem Gottesdienst im Grünen passierte Folgendes: Während der Pfarrer predigte, erschrak plötzlich meine Banknachbarin, weil ihr etwas auf die Schulter gefallen war. Kurz darauf piepste ein kleiner Spatz am Boden. Da saß er, frierend und zitternd und um Hilfe piepsend und suchte um sämtliche Füße herum seine Mama.

Es gibt Tage, da fühle ich mich wie dieser Spatz. Die Herausforderungen in meinem Alltag überschlagen sich. Angefangen bei meinen Kindern, mit denen ich viel Zeit verbringe und dankbar bin, sie begleiten zu dürfen. Aber manchmal scheint es so, als hätte ich noch nie mit ihnen über Themen gesprochen wie: „Wie verhalte ich mich gegenüber Freunden?“ oder „Was zählt wirklich im Leben?“ oder „Räum die Schuhe, die Brotdose, den Rucksack bitte gleich auf!“ Manchmal scheint es so, als wüssten sie überhaupt nicht Bescheid, und ich komme mir wie in einer Endlosschleife vor.

Weiter geht es mit meinem Ehemann. Ich liebe ihn und schätze ihn und wir ergänzen uns in vielem, und doch sind wir in manchem so uneinig, und das macht mir zu schaffen. Ich möchte ihn doch ganz lieben, alles mit ihm teilen, ihn bedingungslos annehmen und frage mich, wie das gehen soll.

Und heute hat mich meine beste Freundin zum wiederholten Mal versetzt, und das bei einem Treffen, das wir eigentlich wöchentlich zum immer gleichen Zeitpunkt vorgesehen haben.

Ich fühle mich wie dieser kleine Spatz. Ich sitze auf der Erde, bin heruntergefallen. Sitze da und friere. Allein und verlassen fühle ich mich, ausgestoßen und verletzt. Ich zittere in meinem Innersten, weil ich so traurig bin. Und um ehrlich zu sein, ein wenig bade ich in meinem Selbstmitleid.

Heute will ich mich dazu entschließen, mich daran zu erinnern, was mit dem Vögelchen passiert ist. Kaum war der Gottesdienst zu Ende und die Menschen waren gegangen, kam die Mutter des kleinen Vogels. Sie hörte sein Geschrei und schaute zuerst nur vorsichtig nach ihm. Ein bisschen später konnte ich sie noch einmal sehen, wie sie ihrem Kind etwas zu essen brachte.

Heute hilft mir dieses Bild, meinen Weg weiterzugehen. Mir fiel das bekannte Kinderlied ein: „Ein kleiner Spatz zur Erde fällt und Gott entgeht das nicht. Weil er die Vögelein so liebt, weiß ich, er liebt auch mich“.

In der Bibel steht: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jesaja 66,13). Heute will ich meinen Blick bewusst auf dieses Bild richten. Dazu muss ich meine Augen aufmachen und schauen, was Gott mir vor die Füße legt. Da ist ein Zitronenfalter vor meinem Fenster, die Sonne scheint, heute habe ich viel Zeit für mich. Das ändert das, was scheinbar schiefläuft in meinem Alltag, nicht, aber es verändert meinen Blick. Ich werde auf andere Art und Weise liebevoll beschenkt und Gott geht mit mir behutsam meinen Weg weiter. Stück für Stück. Und dann wird es gut werden.

"Danke" an die Autorin

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6 Antworten

  1. Liebe Bianca Dengler,
    ich kann Ihre Gedanken so gut nachvollziehen. Allzu oft kreisen Gedanken um das, was nicht gut läuft. Mir hilft dann, mich ganz bewusst auf das zu konzentrieren, was gut ist und gut läuft, mit den Kindern, mit meinem Mann und auch bei der Arbeit. Je öfter ich darauf den Fokus stelle, desto leichter werden die unzufriedenen Gedanken und die Dankbarkeit wächst mit jedem positiven Erinnern. Dann danke ich Gott für all die schönen Momente in meinem Leben und gebe IHM die schweren Dinge immer wieder ab. Manchmal ist es schon vorgekommen, dass ER an für mich unvorhersehbaren Stellen die Dinge zum Guten wendet, ohne dass ich mich vorher darüber beschwert habe, einfach, weil GOTT uns kennt und um unsere Nöte weiß- so wie die Mutter des kleinen Spatz', die vom ihn ganz offensichtlich auch nicht aus den Augen gelassen hat, um ihn im richtigen Moment wieder einzufangen.
    Danke für dieses schöne Bild!

  2. Herzlichen Dank für die ermutigende Geschichte. Das Bild spricht mich sehr an. Genau wie dieser kleine Vogel fühle ich mich oft, seit meine liebe sehr betagte Mutter Ende letzten Jahres und mein geliebter Ehemann kurz vor seinem 70. Geburtstag Anfang April dieses Jahres heimgegangen sind.

  3. Auch ich möchte mich für diese Zeilen bedanken. Am besten hat mir der Teil mit dem Ehemann gefallen...
    Geht es mir doch genauso und ich hab schon gedacht, ich bin damit allein auf weiter Flur...

  4. Danke für diesen wunderbaren Beitrag! Ein schönes Bild und so aus dem Leben. Ja, häufig fühle auch ich mich wie dieser kleine Spatz, doch Gott vergißt uns nicht... Gott sei Dank!

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