Eine Stiftung hatte mich eingeladen, an einem „Think-Tank“ in Berlin teilzunehmen. Ein „Think-Tank“ – eine Denkfabrik, sozusagen – ist ein Institut, das durch Erforschung und Bewertung von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Konzepten Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung nehmen soll. In meinem Fall waren Politiker und Vertreter verschiedener Berufsgruppen aufgefordert, sich mit der Frage zu beschäftigen: Woher kommt die zunehmende Gewalt bei Kindern und Jugendlichen, und wie begegnen wir diesem Phänomen?
Ich sollte bei diesem Treffen aus Sicht der Lehrer sprechen. Erst als ich die Tagungsstätte betrat, wurde mir bewusst, auf was ich mich da eingelassen hatte! Mir wurde flau in der Magengegend, als ich sah, dass die auf einem Tisch ausgelegten Namensschilder alle sehr lang waren, da vor den Namen beeindruckende Titel und Funktionen standen. Nur auf einem Schild stand einfach ein Name: meiner! Zweifel krochen in mir hoch: Wer war ich, dass ich in diesem erlauchten Kreis etwas sagen sollte? Wenn in diesem Augenblick nicht die Sprecherin der Stiftung mir herzlich die Hand geschüttelt und mich willkommen geheißen hätte – wer weiß, ob ich mich nicht aus dem Staub gemacht hätte! So aber konnte ich nur ein Stoßgebet zum Himmel schicken, dass niemand es später bereuen würde, mich zu diesem Treffen eingeladen zu haben. Wie sehr lasse ich mich von Dingen beeindrucken, ja einschüchtern, die Menschen vorzuweisen haben! In diesem Fall Titel. Und wie wenig rechne ich mit dem lebendigen Gott, der größer ist als alles! Gott gab mir an diesem Tag viele Gelegenheiten zu entdecken: Wenn er eine Tür für mich aufmacht, sorgt er auch für die Details, die dahinterliegen.
Als Erstes wurde bekanntgegeben, dass alle Eingeladenen reihum in alphabetischer Reihenfolge zu jeder Fragestellung des Moderators ihre Gedanken äußern sollten. Da mein Nachname mit B beginnt, kam ich immer als Erste dran. So konnte ich frei und unbekümmert äußern, was mir auf dem Herzen lag, da ich nicht von den klugen Worten meiner Vorredner „vor Ehrfurcht erstarrt“ war. Und im Laufe des Tages wurde ich immer entspannter, weil mir bewusst wurde, dass ich etwas beisteuern konnte, worüber viele andere nicht verfügten, nämlich Erfahrungen aus erster Hand.
Als ich am Ende des Tages im Flugzeug zurück nach Stuttgart saß, hatte Gott aber noch eine viel wichtigere Lektion für mich: „Andrea, schäme dich nie für wer du bist. Denn auf deinem Namensschild steht: Sie gehört dem König der Könige, dem Herrn aller Herren!“
Andrea Brickey
9 Antworten
Freut euch, dass eure NAMEN im Himmel aufgeschrieben sind!!! Danke für den mutmachenden Beitrag. LG Ingrid
Vielen Dank, Andrea, fürs Teilen! Das war sehr mutig und ist sehr ermutigend ! Und glauben Sie mal: Es gab bestimmt einen triftigen Grund, weshalb man ausgerechnet Sie dabei haben wollte!
Liebe Grüße von einer ehemaligen Lehrerin-auch-ohne-Titel! 😉
Superschön!
Auch die Art, wie Jesus für Dich vorgesorgt hatte mit der Rede-Reihenfolge.
Wir sind alle wertvoll vor dem Herrn
Unglaublich - wie sehr ich mich da rein empfinden kann - in Ihre Empfindungen und Gottes Zusagen ! Da sind grad heut so viele Ängste bei mir gewesen, wegen einer bevorstehenden Situation vor Menschen zu reden... Ihr Erlebnis spricht daher ganz lebendig in mein Leben !
Herzlichen Dank für diesen ermutigenden Beitrag!
Wie schnell lasse auch ich mich immer wieder von diesen Titeln und Können beeindrucken. Das hat mir jetzt grad sehr gut getan!
Wie schön, dass Sie das mit uns geteilt haben.
Gottes Segen!
'Vor Gott ist kein Ansehen der Person', Zitat aus der Apostelgeschichte. Ich ergänze: Titel können auch eine Maske sein , hinter der sich jemand zu verstecken sucht. Aber wer kann sich vor Gott schon verstecken, wie es in einem Psalm sinngemäß heißt ?
Beim Lesen kam mir das Gedicht in den Sinn „Frau - ohne Beruf“.
Kein Titel gibt Gefühle preis, lässt das Herz spüren, zeigt Empathie etc…
Danke für Ihre ERmutigung - mit Gottes Hilfe immer wieder sich selber zu sein!
Ich schätze diese Montagsgedanken immer wieder und freue mich auch immer darauf
Der Text war heute einfach perfekt für eine Besprechung, die ich gestern hatte und wo ich mich danach so unruhig gefühlt hatte, als hätte ich etwas falsches gesagt. Danke!!!