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Montag, 20.05.2019

Blühen – dort, wo wir sind

Ich liebe Blumen. Aber wenn mich jemand nach meiner Lieblingsblume fragen würde, wüsste ich im ersten Moment keine bestimmte zu benennen.
Es gibt ein inzwischen vergilbtes Foto von mir, auf dem ich als kleines Mädchen mit langen dunklen Zöpfen inmitten einer Wiese aus lavendelblauem Wiesenschaumkraut hocke. Diese zarten Blüten konnten mich schon als Kind begeistern und ich pflückte dicke Sträuße davon, die sich leider nicht lange in der Vase hielten.
Dann die ersten wilden Veilchen, die sich am Waldrand finden. Sie duften so herrlich süß. So auch das Buschwindröschen, das weiß und zart im Frühjahr erblüht. An einem Frühlingstag wanderte ich durch ein Waldstück. Dann lichtete sich der Wald und dort blühten beim näheren Hinsehen so viele Buschwindröschen, dass der Boden weiß übersät war wie ein Teppich.
In meiner Kindheit gab es unter unserem Küchenfenster einen kleinen Garten, den wir das Rosengärtchen nannten. Dort blühten aber nicht nur edle, duftende Rosen, sondern im Frühjahr kamen, ganz versteckt unter ihren dicken, breiten Blättern, die Maiglöckchen hervor. Ihr Duft erinnerte mich an das süße Parfüm, das meine Mutter ab und zu auflegte. Ja, meine Mutter, eine zierliche, kleine, temperamentvolle Frau, bekam an ihrem Hochzeitstag von meinem Vater immer einen Strauß Flieder geschenkt, denn aus Flieder war ihr Brautstrauß gewesen. So ging mein Vater im März immer zum selben Floristen am Ort, um Flieder zu besorgen, der extra bestellt werden musste. Ein teures Vergnügen, denn die eigentliche Blütezeit des Flieders ist ja erst im Mai.
Ja, dann liebe ich noch die wohlriechenden Wicken. Ach, ich könnte noch lange fortfahren, all die herrlichen Blumen aufzuzählen. Wie vielfältig die Blütenwelt doch ist!
Aber egal, um welche Blume es sich handelt, der Standort – dort, wo eine Pflanze gedeiht und aufblüht – ist wichtig. Das gilt auch für unser Leben. Wo wir hingestellt sind, da sollen wir blühen, da sollen wir ein Segen sein. Wir sind so unterschiedlich, wir leben unterschiedlich lange, unsere Wurzeln und unsere Herkunft sind verschieden. Stehen wir am falschen Platz, können wir nicht richtig gedeihen, denn unsere Wurzeln bekommen nicht die nötige Nahrung. Nur da, wo wir richtig stehen, dort, wo der gute Boden ist, können wir unsere Schönheit entfalten und erfreuen wir andere mit unserem Duft.
Da ist es nicht wichtig, ob wir kurz oder lange blühen. Ob wir nur einen Tag oder jahrelang an einer Stelle stehen. Hauptsache, wir sind ein Wohlgeruch und eine Freude und Ermutigung für andere. Es ist der Schöpfer, der Gärtner, der uns unseren Standort zuteilt und der uns pflegt. Er kennt unsere Blütezeit. Und wenn wir welken und unsere Schönheit vergeht, dann haben wir doch an dem uns zugedachten Platz gestanden und zur Ehre Gottes geblüht.
Wie eine Blume dasteht im Morgengrauen, die Blütenblätter nass vom Tau! Sie glitzert in der aufgehenden Sonne wie winzige Diamanten. Auch Sie sind eine strahlende Schönheit, geschaffen von der Hand des Schöpfers. Einzigartig schön!

Heidi Schulte

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3 Antworten

  1. Vielen Dank für die wunderschönen Worte, in denen ich mich wiederfinde.
    Es ist wirklich wichtig seine Wurzeln zu haben und guten Nährboden um zu gedeihen.

  2. Danke für diesen Beitrag.
    Wir müssen einfach nur die Augen offen halten für die vielen und manchmal nur winzigen Schönheiten der Natur. Ich freue mich auch oft sehr über alles, was blüht im Garten und dazu die schönen Düfte. Diese Jahrezeit hält dazu viel für uns bereit und wir haben viel Grund zum Danken und Genießen.

  3. Danke! Ich konnte mich so sehr darin wiederfinden und habe nun dieses schöne Bild vor meinen Augen! Manchmal fühlen wir uns so gar nicht danach, wertvoll oder einzigartig zu sein - aber für Gott sind wir Teil seiner wunderbaren Schöpfung.

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