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Montag, 17.12.2018

Mitbringsel

Der Anfang eines bekannten Kirchenliedes von Paul Gerhardt lautet: „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.“
Weihnachten ist das Fest der Geschenke. Die Sterndeuter sind schuld. Denn als sie endlich ehrfürchtig vor dem Kind niederknieten, legten sie ihre Gaben dort ab: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese hatten sie nicht etwa noch kurz vor Ladenschluss in Bethlehem erstanden. Es waren kostbare Mitbringsel aus ihrer Heimat, dem Ort ihrer Kindheit, ihrer Familie, ihrer Geschichte. Den ganzen langen Weg über brauchten diese Gaben Platz, hatten Gewicht und mussten sorgsam vor Witterung und Räubern geschützt werden.
Was möchten Sie gern an die Krippe bringen? Haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, was Sie zu geben haben? Was vielleicht nur Sie zu geben haben? Weil es das ist, was Sie ausmacht, Ihr ganz persönliches Wesen, Ihre Herkunft, Ihre Geschichte. Wie viel Kostbares haben Sie zu schenken! Das Kostbarste sind Sie selbst, und das, was Sie im tiefsten Inneren ausmacht, das, wo Sie herkommen, was Sie erlebt haben, was Sie freut, was Ihnen wehtut, Ihre Fehler, Ihre Träume, Ihre Sehnsüchte.
Manchmal ist dieser Schatz nicht leicht zu entdecken. Auf Ihrer Lebensreise war er vielen Gefahren ausgesetzt. Es ist Ihnen vielleicht nicht immer gelungen, ihn vor widrigen Umständen zu schützen und vor Dieben zu verbergen. Vielleicht ist Ihnen manches geraubt worden oder hat im Laufe der Zeit gelitten. Vielleicht ist diese Kostbarkeit – Sie selbst– noch tief in Ihrem Reisegepäck vergraben, aber sie ist da. Ganz unten.
Denn sie war das erste, was Sie in Ihrem Leben einpacken konnten. Es wird vielleicht einige Zeit dauern, bis Sie sie wiedergefunden haben. Vor der Krippe dürfen wir diesen Schatz, das Mitbringsel aus unserer innersten Heimat, dem Ursprung unserer Seele, ausbreiten und demjenigen zurückgeben, von dem wir ihn bekommen haben. Dort ist er in den besten Händen.
„Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen.“

Claudia Stangl
Aus: 24 Sternstunden für Himmelssucher (Neufeld Verlag)

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5 Antworten

  1. Danke für diese wunderbare Geschichte ; der Vergleich mit den Geschenken und unseren innersten Geschenken ist ganz toll getroffen... Ein segensreiches Weihnachtsfest !!

  2. Die ganz andere Sichtweise,was das Schenken zu Weihnachten betrifft, ist mir durch den Text wieder bewusst geworden.
    Ja das wichtigste ist die Verbindung zu JESUS.
    Herzlichen Dank dafür.

  3. Auch ich war sehr angetan von diesemText und danke sehr herzlich dafür. Inzwischen habe ich ihn sogar in meinen Programmablauf zur Christnacht in unserer Kirche mit eingeplant und freue mich sehr auf diesen Abend und besonders auf die späte Feier in der Kirche.
    Gottes Segen allen, die für die Lydia arbeiten sowie frohe und friedvolle Weihnachten wünsche ich von Herzen.

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