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Montag, 12.10.2020

Die Übung des Stillseins

Im Laufe der Jahre hat Gott mich immer wieder daran erinnert, langsamer zu machen und still zu werden. Obwohl ich möchte, dass Stille ein Teil meiner täglichen Routine ist, gebe ich zu, dass mein Terminkalender manchmal von morgens bis abends durchgeplant ist. Infolgedessen verschwimmt die Grenze zwischen den Zeiten, in denen ich etwas für Gott tue, und den Zeiten, in denen ich mit ihm zusammen bin, und mein Leben ist nicht mehr ausgeglichen. Ich bin ein „Macher“: Es macht mir Freude, anderen zu dienen und ihnen aktiv Liebe zu zeigen, aber still zu sein fällt mir manchmal schwer. Obwohl Arbeit notwendig ist, um produktiv zu sein, öffnet das Stillsein vor Gott mir die Tür, um seine Stimme zu hören. Es passiert in den Momenten der Stille, dass die Worte der Bibel in meinem Herzen und meinem Verstand lebendig werden.

Viele Jahre lang lebte ich in einem Küstenort, wo der Strand nur wenige Minuten von meinem Zuhause entfernt lag. Deshalb empfinde ich den Anblick des Meeres und das Geräusch der Wellen als entspannend und lebensspendend. Das Donnern der Wellen, die zum Strand hochlaufen und wieder ins Meer zurückfallen, beruhigt meine Seele. Doch jetzt lebe ich in einem Land, das überhaupt keine Küste hat. Aber ich bin von Herzen dankbar, dass es in Österreich viele Seen gibt! Neulich war ich auf der Suche nach einem ruhigen Ort und lief an einem nahegelegenen Fluss entlang. Als ich meine Füße in das stille Wasser tauchte, staunte ich über einen Fischschwarm, der an mir vorbeizog. Es war wunderbar, die Fische zu sehen, wie sie zusammen den Fluss entlangschwammen und dann auseinanderdrifteten, als meine Füße das Wasser berührten. In dem Moment verglich ich die Stille des Flusses mit den Wellen des Ozeans. Plötzlich wurde mir klar, dass die Stille des Gewässers es mir ermöglichte, die Fische zu sehen. Auch wenn ein Fischschwarm unbedeutend erscheinen mag, wurde er doch von Gott geschaffen. Hätte ich an einer Küste gesessen und aufs Meer geschaut, hätten die Wellen meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und ich hätte die Fische nicht bemerkt.

Manchmal ist das Leben so wie die Wellen eines Ozeans. Während sie schön anzusehen sind, repräsentiert jede Welle die Ereignisse eines Tages. Wellen des Zweifels, der Angst und der Verwirrung drohen, uns zu überwältigen. Die Anforderungen von Familie, Arbeit, Gemeinde und Freundeskreis kosten uns viel Kraft. Aber Gott lädt uns ein, am Fluss zu sitzen und seine Gegenwart zu genießen. Er sehnt sich danach, uns bei der Hand zu nehmen und uns zu trösten mit seiner Liebe und seiner Kraft. Ob wir nun an einem Fluss entlanglaufen, in einem Wald spazieren gehen oder in unserem Lieblingscafé Kaffee trinken – eine engere Verbundenheit mit unserem Erlöser erwartet uns, wenn wir es lernen, still zu sein.

„Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will mich erheben unter den Völkern, ich will mich erheben auf Erden.“ (Psalm 46,11)

Anna Gryskiewicz

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2 Antworten

  1. Schon die Überschrift ist ansprechend, weil das Stillsein wirklich geübt werden will. Auch wenn ich Stille liebe und gerne still bin, fällt es mir oft schwer. Aber ich bin am Üben und freue mich über jeden stillen Augenblick, den ich mit Jesus erlebe. Zu diesem Thema begleitet mich schon lange Jesaja 30,15, wo Gott zum Volk Israel sagt, dass im Stillsein und Vertrauen ihre Kraft liegt. Und das gilt auch uns.

  2. Ich genieße die schöne Montagsgedanken. Das Üben des Stillseins war genau für mich. Wie schnell verpasst man diese Zeit. Man merkt es wenn man erst schwach geworden ist. Ja, es muß geübt werden. Die stille Zeit mit Gott ist Balsam für die Seele.

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