Kontakt & Service

Montag, 05.10.2020

Dankbarkeit ist (k)eine Selbstverständlichkeit

Nachdenklich und traurig blicke ich mein Kind an. Wieder einmal kam kein „Dankeschön“ über seine Lippen, obwohl ich das seit dem Kleinkindalter unzählige Male mit ihm geübt habe. Irgendwann sollte es doch selbstverständlich sein.

Die Wäsche liegt jede Woche aufs Neue frisch gewaschen und gebügelt zum Wegräumen bereit. Das Essen steht jeden Mittag pünktlich auf dem Tisch. Wenn mein Kind irgendwo einen Termin hat, wird es mit dem Auto dorthin chauffiert. Für spontane Besuche von Freunden steht das Haus jederzeit offen. Das ist für mich als Mutter völlig selbstverständlich.  Ich tue es gerne. Das ist meine Berufung. Und ich tue es zu allererst aufgrund einer einzigen Tatsache: Ich liebe mein Kind!

Wie weh tut es, wenn aus Kleinkindern Teenager werden und ich plötzlich dieses diffuse Gefühl habe, dass ich im Vorleben und Lehren der Lektion „Dankbarkeit“ wohl ziemlich versagt habe. Dass ich oft „Mädchen für alles“ bin und dass das „Hotel Mama“ nicht nur geschätzt, sondern auch ab und zu mal so richtig ausgenutzt wird.

Nun sitze ich da und bemühe mich, meine Enttäuschung über diese undankbare Reaktion von Seiten meines Kindes zu verbergen. Oder sollte ich es direkt damit konfrontieren? Während ich noch mit mir ringe, trifft mich eine Erkenntnis plötzlich wie aus heiterem Himmel:  

Wie oft geht es wohl Gott mit mir genauso? Er beschenkt mich Tag für Tag mit seinem unerschöpflichen Reichtum. Nicht nur materiell werde ich mit allem Nötigen versorgt,  sondern auch in Form von seiner Freundlichkeit, Barmherzigkeit, Gnade, Großzügigkeit, Liebe, Geduld, Treue, Fürsorge. Mit seinem Schutz und Segen überschüttet er mich.

Doch wie oft nehme ich all dies so selbstverständlich aus seiner Hand entgegen. Als ob ich es verdient oder gar ein Recht darauf hätte. Dabei ist dies alles schlicht ein Geschenk von unserem Vater im Himmel. An jedem Tag, zu jeder Zeit steht seine Liebe für uns bereit.

Treffend steht es in der Bibel geschrieben: „Die Güte des Herrn ist`s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß“ (Klagelieder 3,22–23).

Wie oft vergesse ich als Kind Gottes, meinem Vater im Himmel für all dies zu danken? Wie schwer muss es für ihn sein, wenn ich mit undankbaren, fordernden und trotzigem Herzen Dinge einfordere, die ich als mein Recht betrachte? Wie weh muss es Gott tun, wenn er mich jeden Tag aufs Neue beschenkt, und ich es als selbstverständlich betrachte oder mir wieder mal keine Zeit nehme, um aufrichtig und von Herzen „Danke“ zu sagen?

Beschämt halte ich inne und bitte Gott um Verzeihung für meine selbstgerechte, undankbare Herzenshaltung. Ich zähle innerlich all das auf, womit ich heute von ihm gesegnet worden bin. Es ist so vieles! Und aus meinem zutiefst dankbaren Herzen steigt ein Lob zu Gott empor und ich fordere mein Herz dazu auf: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,1–2).

Jrene Bircher

"Danke" an die Autorin

Der Beitrag hat Ihnen gefallen? Sagen Sie „Danke!“ mit einem Kommentar.

Artikel teilen?

Was denken Sie?

Teilen Sie Ihre Gedanke mit uns und anderen Lesern! Wir freuen uns über Ihren Beitrag.

> Kommentieren

7 Antworten

  1. Sehr schön, ja immer wieder achtsam durch`s Leben gehen,
    danken kommt von denken, immer wieder darüber nachdenken für was ich alles dankbar sein kann, was mir Gott alles schenkt.

  2. Auch ich möchte DANKE sagen, für diesen Gedankenanstoß.
    Es tut gut zu lesen, frau ist mit den Erfahrungen bzgl. Teenager nicht allein...
    Aber eben ganz besonders tröstlich und hilfreich sind die Gedanken, die Gott über uns hat!
    Danke für diese Reflektion! Es hilft, alles im richtigen Verhältnis zu sehen!
    Manchmal muss frau mit der Nase darauf gestossen werden und das geschah sehr liebevoll!

  3. Danke, liebe Frau Bircher, für Ihre Gedanken. Es tut gut, zu lesen, dass es Anderen mit ihren Kindern ebenso geht wie einem selbst.
    Manchmal habe ich mich auch damit getröstet, dass ich dachte, ich möchter mir nicht später einmal vorwerfen müssen, ich hätte nicht genug für unsere Kinder getan.
    Inzwischen habe ich mir ein Buch gekauft. Es heißt: DANKE liebes Leben/ 10 Jahre voller Dankbarkeit. Hierin habe ich die Möglichkeit, jeden Tag zu formulieren, wofür ich dankbar bin. Das hilft auch, finde ich. Und ich stelle fest, dass der Satz, den ich irgendwo mal gelesen habe: "Je öfter wir danken, um so mehr Gründe finden wir, wofür wir danken können" sich bewahrheitet.
    Alles Gute und Gottes Segen weiterhin wünsche ich Ihnen von Herzen.

  4. Ja, Gott beschenkt uns überreich! Aber er hat uns auch Verantwortung für unser Leben gegeben. Unsere Kinder müssen auch Verantwortung für ihr Leben übernehmen, d.h. für mich, nicht alles für die Kinder zu tun, damit sie Verantwortung für ihr Leben übernehmen. Ich denke es ist auch Liebe wenn wir ihnen nicht alles abnehmen und sie auf das Leben verantwortlich vorbereiten. Wir haben drei erwachsene Kinder und können nun im Nachhinein sehen wie verantwortlich sie ihr Leben leben. Gott sei Dank!

  5. Liebe Paula, du hast natürlich recht. Es ist wichtig, dass unsre Kinder Verantwortung für ihr Leben und Handeln übernehmen. Unsre Söhne stehen inzwischen auch auf eigenen Beinen. Solche Texte/Gefühle/Erlebnisse sind jeweils eine Momentaufnahme. Das eine (ab und zu leiden unter den etwas schmerzhaften, un-idealistischen Umständen) schliesst meiner Erfahrung nach das andere (dass die Jugendlichen zu erwachsenen, selbständigen Menschen heranwachsen dürfen) nicht aus. Ich persönlich ertappe mich oft, dass ich lieber das Positive meiner Erziehung hervorheben und über das Schwierige, das durchaus auch zur Realität gehört, schweige. Es war mir ein Anliegen, mal transparent über eine "Schattenseiten" zu schreiben. Mit herzlichen Segensgrüssen Jrene Bircher

  6. Liebe Irene,
    Ich stimme dir zu, dass die Dankbarkeit gegenüber dem Geber aller guten Gaben viel zu kurz kommt und dass wir in diesem Punkt alle noch lernen können.
    Ich stimme dir auch zu, dass es als Mutter weh tut, wenn so gar keine Wertschätzung von seiten des Kindes kommt, aber auch dort kann man aus Liebe mal "Nein" sagen, dass das Kind lernt, dass das rund-um-sorglos-paket im Hotel Mama nicht selbstverständlich ist. Ähnlich ist es Hiob in der Bibel auch gegangen... Gott hat es zugelassen, dass der Teufel ihm alles nimmt....( der Vergleich hinkt etwas, denn Hiob war gottesfürchtig). Am Ende wurde Hiob reich gesegnet.
    Ich wünsche dir die Kraft auch mal die Schmutzwäsche des Schützlings liegen lassen zu können.
    Gottes Segen
    Doreen...

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Keinen Montag verpassen?
Unser Impuls zum Wochenstart jeden Montag im Postfach 

> NEWSLETTER ANMELDEN

Mehr Montage

Was wäre, wenn? Sina Hottenbacher wagt das Gedankenexperiment, was geschehen würde, wenn sie sich und andere mit Gottes Augen sehen könnte.

Von Sina Hottenbacher

Von klein auf ist Brot für Dorothea Kerner ein wichtiger Teil ihres Lebens. Doch hat es damit noch mehr auf sich, als nur den Hunger zu stillen?

Von Dorothea Kerner

Was Jesus an Ostern erlitten hat, das gilt für jeden Menschen. Aber auch ganz persönlich für dich und mich. Da ist sich Monika Schlagmüller sicher.

Von Monika Schlagmüller

Wunderschön poetisch spürt Annett Liebe dem Geschehen von Karfreitag bis Ostersonntag nach.

Von Annett Liebe

Ein Jahr volle Montage?

52 Impulse zum Wochenbeginn. Damit Montage zu Lieblingstagen werden.

> JETZT ALS E-BOOK BESTELLEN