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Wie gehe ich mit Enttäuschungen um?

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Jeder von uns kennt sie – die kleinen und großen Enttäuschungen im Leben. Wie können wir damit umgehen, ohne uns entmutigen zu lassen?

Mein erster Gedanke nach dem Erwachen ist: Ich bin gespannt, was die Waage sagt! Hoffentlich habe ich ein bisschen abgenommen. Raus aus dem Bett und rauf auf die Waage. Dann der Schreck: Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich habe nichts abgenommen, eher im Gegenteil. Ich bin enttäuscht. Ich hatte die Süßigkeiten weggelassen, mich viel bewegt und nun dieses Ergebnis! Wie gehe ich jetzt mit meinem Frust um? Gebe ich mein Vorhaben ganz auf?

Aufstehen statt liegenbleiben
Nicht abgenommen zu haben ist sicher keine riesengroße Enttäuschung. Es sei denn, wir haben gesundheitliche Probleme. An manchen Tagen summieren sich aber die Enttäuschungen, nichts scheint uns zu gelingen und aus vielen kleinen Enttäuschungen wird dann der große Frust. Wir verlieren den Mut, trauen uns nichts mehr anzupacken und glauben: „Es klappt ja doch nicht.“ Wenn es mir so geht, brauche ich Mutmacher – Menschen, die mir helfen, eine neue Perspektive zu finden. In der Bibel steht: „Denn ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf“ (Sprüche 24,16). Auch wir dürfen aufstehen, wenn wir enttäuscht sind. Manchmal ermutige ich mich selbst: „Ich lasse mich jetzt nicht unterkriegen. Zum Aufgeben ist es zu früh.“

Im Vertrauen leben
Mitunter trifft es uns aber hart – eine Krankheit, ein schwerer Verlust oder finanzielle Probleme. Ich lebe mit einer psychischen Krankheit, die mich immer wieder sehr niedergedrückt und das Aufstehen erschwert hat. Ich habe in diesen Zeiten immer wieder auf Gott vertraut. Manchmal ganz zaghaft und ängstlich. Einer meiner Lieblingsverse in der Bibel steht in Jesaja 40,31: „Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.“ Ich fühlte mich damals nicht wie ein Adler, eher wie ein ängstlicher Spatz. Aber ich habe gelernt, mich darin geübt, immer wieder auf Gott zu vertrauen. Wenn wir ihm unser Vertrauen aussprechen, ehren wir ihn und erleben, dass sich neue ungeahnte Wege auftun.

Nicht allen alles recht machen
Leider enttäuschen wir auch unsere Mitmenschen, selbst wenn wir es nicht wollen. Wir alle haben sicherlich schon diese Sätze gehört oder sie selbst gesagt: „Ich will niemanden enttäuschen“ oder „Ich will es allen recht machen“. Ich habe festgestellt, dass das kein gutes Lebensmotto ist, denn wenn wir es allen recht machen wollen, stehen wir dauernd unter Stress und wollen in unseren Beziehungen perfekt sein. Doch dieses Ziel erreichen wir nie, wenn wir uns auch noch so sehr anstrengen.
Als mich diese Gedanken über einen längeren Zeitraum bewegten, bat ich Jesus im Gebet um Klarheit, warum ich so darunter litt, wenn ich Menschen enttäuschte. Da fiel mir ein Bibelvers in die Hände: „Wer das Urteil der Menschen fürchtet, gerät in ihre Abhängigkeit; wer dem Herrn vertraut, ist gelassen und sicher“ (Sprüche 29,25). Ich begriff: Das Wichtigste ist meine Beziehung zu Jesus. Menschliche Beziehungen sind nicht unwichtig, aber ich kann nur tun und geben, was mir möglich ist. Als ich das erkannte und auch verinnerlichte, zog Frieden in mein Herz ein.

Schweres verkraften
Was war die größte Enttäuschung in Ihrem Leben? Ich war sehr enttäuscht, als ich aufgrund meiner Krankheit früher aus der Schule musste und kein Abitur machen konnte. Irgendwann habe ich angefangen, für all das Gott zu danken, denn auch anscheinend Sinnloses hat einen tiefen Sinn, wenn wir die Dinge aus der Sicht Gottes betrachten. So kam ich mit der Zeit über diese Enttäuschung hinweg, auch indem ich lernte, Wünsche und Erwartungen loszulassen, wenn sie sich nicht erfüllten.
Wenn ein Unglück in mein Leben hereinbricht, muss ich erst mal sehen, wie ich mit der Situation umgehe. Einem Unglück wird eine Zeit der Trauer folgen, ich spreche mit Freunden und schließlich versuche ich, mein inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen. Ein Verlust nimmt manchmal die Lust am Leben. Wie gut ist es, wenn ich mich jetzt an Gott wenden kann. Ich schlage die Bibel auf, am liebsten die Psalmen, und breite meine Not vor Gott aus. Wenn ich zu ihm komme, darf ich alles sagen, was mein Herz bedrückt. Er hört mein Flehen und versteht mich. Und er tröstet mich. Das kann er nämlich vortrefflich. Er tröstet, wie eine Mutter es tut, und wenn wir nicht immer eine Erklärung für alles bekommen, so dürfen wir uns dennoch neu der Führung unseres himmlischen Vaters anbefehlen.

Von Gott enttäuscht?
Sind wir manchmal nicht sogar von Gott enttäuscht? Wir haben gebetet, dass ein Kind gesund wird, dass jemand eine Arbeitsstelle bekommt – das sind doch Bitten, die Gott unbedingt erfüllen sollte, oder? Und Gott schweigt. Er antwortet nicht, jedenfalls nicht so, wie wir es uns vorstellen. Sein Schweigen macht uns vielleicht wütend und irgendwann sagen wir nur noch vorwurfsvoll „Warum?“. Ja, Gott erhört Gebet, aber nicht immer so, wie wir es uns wünschen. Dabei ist die Genesung eines Kindes oder eine Arbeitsstelle aus unserer Sicht nötig. Allerdings kann die Zeit des Wartens, in der wir still auf Gott hören, eine wertvolle Zeit für uns sein. Wir lernen weiterzugehen auf unserem Weg, trotz Enttäuschungen und Frust. Dabei richten wir den Blick auf Jesus.
„Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir“ – das kann ein kurzes, hilfreiches Gebet sein. In Jesaja 55,8 steht: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege.“ Nicht immer verstehe ich Gott. Aber ich halte mich an ihm fest und sage mein Lieblingswort: „Dennoch!“ Sein Wille soll in meinem Leben geschehen und er wird alles gut machen, so wie es in dem Vers steht: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen“ (Psalm 37,5).

Kraftquellen finden
Wenn ich auf meinem Lebensweg viele Enttäuschungen erlebe, kann es sein, dass ich mutlos werde. Ich ziehe mich dann zurück und nehme mir vor, niemanden mehr um einen Gefallen zu bitten. Doch diese Einstellung ist gefährlich, weil ich damit auf dem besten Weg bin, bitter zu werden. Sätze wie „Mich mag ja niemand“ oder „Das hat alles keinen Wert“ ziehen mich herunter. Der erste Schritt wäre zu vergeben und dann Mut zu fassen, meine innere Einstellung zu überdenken und eine Sache neu anzugehen. Wo ist meine Kraftquelle? Was macht mir Freude? Ich persönlich brauche Ruhezeiten, in denen ich lese, Handarbeiten mache oder Sport treibe. Eine Kollegin von mir sagte oft: „Man muss sich selbst Vater und Mutter sein.“ Sie meinte damit, dass man gut für sich selbst sorgen muss, damit man wieder offen für andere sein kann.
Nach japanischer Tradition wird ein zerbrochenes Gefäß, das wieder zusammengesetzt wird, mit einem bestimmten Lack bestrichen, in den feinstes Gold- und Platinpulver eingestreut ist. So wird das zerbrochene Gefäß am Ende hochwertiger. Die Linien des Zerbruchs bleiben bestehen und leuchten wunderschön. Diese Kunst nennt man Kintsugi. Gott kann aus meinen Enttäuschungen, meinem persönlichen Zerbruch etwas Wunderbares machen. Wenn wir mitten in der Krise sind, sehen wir das allerdings nicht. Wenn wir enttäuscht und hoffnungslos sind, sollten wir uns weigern aufzugeben, denn Gott gehen die Möglichkeiten nicht aus. Er hat immer wieder neue Wege für unser Leben, darauf können wir uns verlassen.

Rosemarie Dingeldey
Veröffentlicht am 18. September 2019

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