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Mein Weg zu

innerer Freiheit

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Meine Geschichte beginnt so, wie die vieler Frauen: mit der Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Annahme. Das Problem fing an, als ich in meiner Jugend an Videomaterial geriet, das mich in einer schwierigen Phase in die Falle gehen ließ.

Als ich im Alter von acht Jahren missbraucht und von Mitschülern gemobbt wurde, machte sich eine große Dunkelheit in mir breit. Ich sehnte mich nach Freundschaft und Annahme. Eines Tages stand ich an einer Bushaltestelle und wartete mit anderen Schülern auf den Bus. Da kam ein Mädchen aus meiner Klasse aufgeregt mit einem Handy auf uns zu. Sie zeigte uns ein Video, das ihr Bruder heruntergeladen hatte. Ich war geschockt, angeekelt, beschämt, mir wurde übel und ich wollte wegsehen. Das, was ich dort sah, war ein Porno. Für mich war das ein traumatisches Erlebnis, das sich in mein Gedächtnis einbrannte.

Neugier und Erregung

Als wir einige Zeit später im Biologieunterricht Sexualkunde hatten, wurde ich wieder an dieses Erlebnis erinnert. Wir bekamen Bilder und Videos gezeigt, die in mir ähnliche Empfindungen weckten. Doch davon abgesehen, verspürte ich noch etwas anderes: Neugier und Erregung. Kurz darauf wollte ich mir nach der Schule online einen Jugendfilm anschauen. Da wurde ich plötzlich unfreiwillig auf eine Pornowebseite weitergeleitet. Aus einem Impuls heraus schloss ich das Fenster schnell. Doch die Erregung, welche die Bilder, die ich nur ganz kurz sah, bereits ausgelöst hatten, ließen mich die Webseite bald wieder aufsuchen. Dann schaute ich zum ersten Mal freiwillig einen Porno.

Ich fing an, immer öfter Pornos zu schauen, bald verbunden mit Selbstbefriedigung. Während der Clips konnte ich einen Augenblick lang der unangenehmen Realität, dem inneren Chaos und der Einsamkeit entfliehen. Danach kam die Leere zurück, die ich mit weiteren Pornos zu füllen versuchte. Dazu kam, dass ich mich hinterher jedes Mal schmutzig fühlte und so, als ob ich etwas tat, was falsch war. Ich geriet in einen Teufelskreis. Bereits mit zwölf Jahren konsumierte ich mindestens einmal pro Woche Pornografie.

Im Sog der Sucht

Meine schulischen Leistungen wurden immer schlechter und ich entwickelte eine Essstörung. Je schlechter es mir psychisch ging, umso mehr versuchte ich, der realen Welt zu entfliehen. Ich bemerkte nicht, wie ich immer tiefer in den Sog der Süchte hineingeriet. Nach außen hin isolierte ich mich. Meine Eltern bemühten sich sehr um mich, wussten aber nicht genau, wie viele Probleme ich tatsächlich hatte.

Erst kurz nachdem ich fünfzehn Jahre alt geworden war und mein Konsum bei ein bis zwei Pornos pro Tag lag, erwischte mich mein Papa. Das war der peinlichste und schockierendste Moment meines Lebens. Er nahm mir den Laptop für einige Wochen weg und sagte, ich solle das nie wieder tun. Durch den erzwungenen Verzicht wurde ich innerlich unruhig und nervös. Da wurde mir klar, wie gefangen ich war. Als ich den Laptop zurückbekam, widerstand ich einige Tage. Dann aber hatte ich den ersten Rückfall und merkte, dass ich keine Kontrolle darüber hatte. Ich wollte aufhören, wusste aber nicht, wie.

Die Begegnung, die alles veränderte

Mitten in dieser Tiefphase meines Lebens begegnete ich Jesus. Meine Eltern waren einige Wochen zuvor schon Gott begegnet und hatten ihr Leben umstrukturiert. Ein Teil dieser Veränderung war, dass sie am Sonntag in die Kirche gingen. Sie wirkten einige Wochen auf mich ein, ich solle doch auch mal mitkommen. Als ich dann mitging, nur um meine Ruhe zu bekommen, begegnete Jesus mir mit solch einer Liebe, dass sich mein ganzes Leben veränderte. Plötzlich spürte ich, wie sehr ich eigentlich geliebt bin. Zwischen meinen Eltern und mir kehrte Frieden ein, Schwächen konnten wir gemeinsam lösen, Konfliktherde verpufften. Wir wurden friedfertiger und gingen liebevoller miteinander um. Jesus wirkte in unserer Familie.

Schließlich wechselte ich auf ein anderes Gymnasium, an dem ich keine Außenseiterin mehr war. Ich merkte auch, wonach ich mich wirklich sehnte: nach der wahrhaftigen Liebe, die nur Gott schenken konnte. Ich bekannte ihm meine Sünden, meine Süchte und Ängste. Ich übergab ihm mein Leben. Diese Entscheidung brachte Freiheit und Heilung. So konnte ich mit sechzehn Jahren endlich aufhören, Pornografie zu schauen. Fünf Dinge halfen mir dabei:

  1. Das persönliche Gebet von Herz zu Herz.
    Ich lernte, was es bedeutet, von Jesus bedingungslos geliebt zu sein, und dass es – wie in jeder Beziehung – wichtig ist, ihn näher kennenzulernen, um seine Liebe zu erfahren. Der Schlüssel war das Gebet – Jesus und ich hatten Gespräche von Herz zu Herz. Ich schenkte ihm meine ganze Leere – und er schenkte mir seine Fülle.
  2. Die Bibel als persönlicher Liebesbrief Gottes an mich.
    Die Bibel war für mich ein weiterer Schlüssel, um Gott besser kennenzulernen. Ich lernte, wie er spricht und was er zu mir sagt. Jesus offenbarte mir die Bibel als seinen Liebesbrief an mich persönlich. Die regelmäßige Betrachtung dessen, was er für mich bis hin zum Kreuz getan hat und auch heute tut, hat mich innerlich verändert.
  3. Mein geistlicher Begleiter.
    Mit dem Pfarrer unserer Gemeinde hatte ich ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis. Ihm gab ich Rechenschaft über meine Sucht und er half mir, mich selbst zu reflektieren. Er lehrte mich vieles über Gebet und Bibellesen, machte mir Mut, übte konstruktive Kritik und stand mir zur Seite.
  4. Das regelmäßige Bekenntnis meiner Fehler und Sünden.
    Meinem geistlichen Begleiter bekannte ich nicht nur die Pornografie und die Selbstbefriedigung, sondern auch andere Fehler, die man als Mensch so begeht. Das Licht, das ich dadurch in mein Dunkel brachte, half mir, mich besser zu verstehen, eine freiere Bahn zu Gott zu haben und meine Süchte und deren Auswirkungen auf mein Leben hinter mir zu lassen.
  5. Das Heilungs- und Befreiungsgebet anderer für mich.
    Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass andere regelmäßig für mich um Heilung und Befreiung beteten, etwa meine Eltern und Freunde. Immer wieder spürte ich danach eine Veränderung. Zum Beispiel waren meine Lernblockade und die chronische Gastritis, die ich durch den Stress in der Schule und die Essstörung bekommen hatte, verschwunden.

Leben in Freiheit

Schritt für Schritt wurde ich freier. Bis zur gänzlichen Freiheit, nicht nur von Pornografie, sondern auch von all den Bildern und Vorstellungen in meinem Kopf, brauchte ich fünf Jahre. Es dauerte lange, bis ich Männer und Frauen wieder mit einem „reinen“ Blick ansehen konnte. Erst ab meinem 21. Lebensjahr war ich wirklich geheilt, weil ich mich immer wieder von der Liebe Jesu füllen ließ und meine Wunden aufgearbeitet hatte, die mich zuvor an die Pornografie und die Selbstbefriedigung fesselten und immer wieder triggerten.

Nun konnte ich Sexualität als etwas Wunderschönes und Erfüllendes entdecken. Mein Bild von der Frau, die Liebe nur durch Körperlichkeit und Makellosigkeit bekommt, verschwand. Ich entdeckte Sex als die höchste und schönste Form der liebevollen Hingabe an meinen Mann in der Ehe. Das war ein starker Kontrast zu dem, was ich bisher erfahren und durch die Pornografie erlebt hatte: ein Bild von Gewalt, bedeutungslosem Sex, ein niederschmetterndes Bild von der Frau als willigem Sexobjekt und vom Mann als gewalttätigem Schänder.

Es ist unglaublich, was die Kraft einer aufrichtigen und hingebungsvollen Liebe bewirken kann, besonders wenn es die Liebe Gottes ist. Was ich als Teenie nicht wusste, war, dass mein Wert unabhängig von der Meinung anderer Menschen ist und dass nur einer mich wahrhaftig lieben kann, nämlich Gott. Das ist es, was ich jeder Frau mitgeben möchte: Du bist gut, so wie du bist! Du bist genug, ausreichend und wunderschön! Dein Wert steht in Gott fest, der dich gemacht hat, so wie du bist – mit allen Fehlern, Schwächen, Makeln und mit all deinen Besonderheiten, Stärken und Fähigkeiten! Du bist bedingungslos geliebt – vor jeder Leistung und trotz aller Schuld!

Dieser Artikel erschien in Lydia 1/21.

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