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Frieden schließen mit

mir selbst

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Wer die 32-jährige Gymnasiallehrerin und Mutter von Zwillingen heute kennenlernt, kann es kaum glauben: Rebekka Ludwig fühlte sich als Schülerin hässlich und nicht liebenswert. Abzunehmen, um sich besser zu fühlen, schien für sie ein Ausweg zu sein. Aber irgendwann war ihr Körper so abgemagert, dass sie in Lebensgefahr schwebte. Heute sagt sie: „Krank war vor allem meine Seele.“

Rebekka, wie hat Ihre Geschichte mit der Magersucht begonnen?
Dass es mir psychisch nicht gut ging, fing schon beim Wechsel aufs Gymnasium an. Ich hatte ein sehr negatives Selbstbild. Mit 19 habe ich Abitur gemacht und überlegt: Was mache ich danach? Was studiere ich? Ich dachte, von dieser Entscheidung hängt mein ganzes Lebensglück ab. Für mich war klar, ich werde nie heiraten, weil ich viel zu hässlich und dumm bin. Ich werde auch keine Freunde haben, weil mich keiner mag. Deshalb ist der Beruf das Einzige, das mir bleibt. Und wenn ich mich jetzt für den falschen Beruf entscheide … 
In dieser Zeit nahm ich an einer Freizeit auf Korsika teil. Weil es so heiß war, habe ich automatisch weniger gegessen. Als ich zurückkam, stellte ich fest, dass ich unabsichtlich drei Kilo abgenommen hatte. Das fühlte sich gut an. Wenn es so leicht war, abzunehmen, dann konnte ich das ja weitermachen. Irgendwann hat es sich verselbstständigt und ich konnte nicht mehr aufhören.

Sie haben gesagt, seelisch ging es Ihnen schon länger nicht gut. Woher kam das?
Nach dem Schulwechsel hatte ich Schwierigkeiten, Freunde zu finden. Meine Erklärung dafür war, dass ich zu hässlich bin. Dadurch, dass ich in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen bin, gab es manches, was meine Klassenkameraden gemacht haben, bei dem ich nicht mitmachen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe nicht wirklich Anschluss gefunden und gelernt: So, wie du bist, kommst du nicht an.
Auch in meiner Familie hatte ich das Gefühl, nicht richtig reinzupassen. Ich war öfter mal anderer Meinung und eckte damit an.
Insgesamt hatte ich immer den Eindruck, ich müsste anders sein, um geliebt zu werden. Deshalb muss ich Theater spielen. Wenn ich eine Maske aufsetze und so tue, als wäre ich jemand anders, dann finde ich vielleicht Anerkennung.

Was hat sich durch das Abnehmen geändert?
Vorher hatte ich das Gefühl, nichts zu können und schlechter zu sein als andere. Als ich dann abgenommen hatte, war das eine Bestätigung für mich: Ich kann ja was. Ich schaffe es, meinen Körper so im Griff zu haben, dass ich den Hunger besiegen kann.

Wie haben die Menschen in Ihrem Umfeld reagiert?
Meine Mutter war die Erste, die gesagt hat, sie mache sich Sorgen. Danach kamen andere, die mich darauf angesprochen haben. Und ich dachte: Die wollen nur, dass ich mehr esse, damit ich wieder ins Bild passe und nicht störe. Aber es geht ihnen nicht darum, wie es mir eigentlich geht.
Ich war wie in einer Glocke, alles war gedämpft, keine Emotion konnte mehr bei mir ankommen. Das Abnehmen war das Einzige, bei dem ich noch etwas gefühlt habe (…)

Das ganze Interview ist in Lydia 2/2022 erschienen.

Die Fragen stellte Saskia Barthelmeß.
Foto: Sabrina Gell

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Eine Antwort

  1. Liebe Rebekka,
    danke für deinen Beitrag. Ja, in unserer heutigen Zeit ist es oftmals so, dass Andere oftmals ein falsches Bild von einem machen. Manchmal ist es auch so, dass besonders in jungem Alter man sich wegen den Anderen anpasst, ob in der Schule oder wenn man falsche Freunde hat, also das man sich halt mit anderen vergleicht. Es ist schön, dass dich Gott aus diesem falschen Selbstbild herausgetragen hat und dich gesund gemacht hat.
    Ganz liebe Grüße Irene

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