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Dankbarkeit

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„Dankbarkeit ist das Gefühl des Staunens und der Feier des Lebens“, so formuliert es Robert Emmons, Forscher zum Thema Dankbarkeit. 

Aus psychologischer Sicht ist Dankbarkeit einer der wesentlichen Aspekte, die gesund halten. Dankbarkeit ist hierbei kein Gefühl, sondern eine Einstellung, eine kognitive Bewertung. Das Gute ist: Dankbarkeit kann man lernen!

Dankbar im Leid?

Eines der größten und ungerechtesten Leiden des letzten Jahrtausends stellt der Holocaust dar. In Anbetracht dieses Grauens formulierten zwei Psychiater ein Konzept über den Sinn des Lebens. Einer von ihnen war Viktor Frankl, jüdischer KZ-Überlebender, der seine gesamte Familie dort verloren hat. Er selbst sagte, dass er das Leiden nur durchstehen konnte, weil er ein Ziel hatte: Er wollte ein Buch über das psychische Erleben der Lagerinsassen veröffentlichen. Eine der Hauptaussagen Frankls: Diejenigen KZ-Häftlinge, die an einem Sinn festhielten, konnten bei all den Qualen „trotzdem Ja zum Leben sagen“. 

Der zweite Psychiater war Aaron Antonovsky. Er griff die Erkenntnis Frankls, dass wahrgenommene Sinnhaftigkeit den Lebenswillen stärkt, auf. Laut Antonovsky zeigen Menschen, die trotz widriger Umstände psychisch und physisch gesund bleiben, „Kohärenzsinn“. Kohärenz beutet, dass etwas verstehbar, handhabbar und sinnhaft ist. 

Dies führt dazu, dass wir Aspekte des Lebens in einen größeren Zusammenhang stellen können, ihnen einen tieferen Sinn geben und uns zutrauen, sie zu meistern. Wenn wir in etwas einen Sinn finden, kann unser Herz zur Ruhe kommen. Der Kirchenvater Augustinus formulierte prägnant: „Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, oh Gott.“ Das Ankommen bei Gott ist somit nach Augustinus eine maßgebliche Komponente, um Ruhe und Sinnhaftigkeit zu finden und dankbar sein zu können.

Über den Globus verteilt finden sich viele Menschen in ungewollten Einschränkungen, Gesundheitsrisiken und Ängsten. Konfrontiert mit Tod und Unsicherheit. Es gibt vieles an der aktuellen Zeit, was unzufrieden, undankbar, wütend oder ängstlich machen kann. Wie und wofür kann ich trotzdem dankbar sein?

Alles führt zu Gott

Ein altes christliches Sprichwort sagt: „Danken hilft vor wanken, loben zieht nach oben.“ Das verdeutlicht, dass sich verschiedene Emotionen gegenseitig ausschließen. Beispielsweise kann ich nicht gleichzeitig dankbar und wütend sein. Aber natürlich kann ich im Sekundentakt zwischen Wut und Dankbarkeit hin und her schwenken. Dankbar sein ist keine leichte Aufgabe! Es ist ein aktiver Prozess. Je mehr ich es eingeübt habe, dankbar zu sein, desto weniger dominieren mich negative Gefühle und Einstellungen. Das heißt, Kohärenzsinn und somit auch Dankbarkeit, sind etwas, das ich bewusst gestalten kann.

Als gläubiger Mensch kann die Dankbarkeit sich selbst oder anderen gegenüber auf der Grundlage der Dankbarkeit Gott gegenüber entstehen. Wenn man jeden Augenblick als einen durch Gott gegebenen Augenblick betrachtet, dann mündet jede Regung der Dankbarkeit in Dankbarkeit gegenüber Gott, dem Geber aller Gaben. 

Eine Definition von Dankbarkeit ist die des Benediktinermönchs David Steindl-Rast: „Dankbarkeit ist jene innere Haltung, durch die wir unserem Leben Sinn geben, indem wir das Leben als Geschenk empfangen. Was jeden gegebenen Augenblick sinnvoll macht, ist, dass er gegeben ist. Dankbarkeit erkennt diesen Sinn, anerkennt und feiert ihn.“ In dieser Definition schwingt der Kohärenzsinn mit. Sie greift den tieferen Sinn durch Gott und die dankbare Anerkennung auf. Dankbarkeit im christlichen Sinn ist demnach das freudige Leben aus der Zugehörigkeit zu Gott. 

Dankbarkeit ist der bewusste, aktive Prozess, trotz möglicher widriger Umstände, das höhere Große und Ganze Gottes anzuerkennen. Dankbarkeit ist nicht nur positives Denken, sondern die Entscheidung dazu, dass Gottes Perspektive weiter reicht als unsere. Und darauf zu vertrauen, dass diese höhere Realität gut ist.

Dankbarkeit ist der schnellste Weg zum Glücklichsein

Hier drei kleine Ideen, um Dankbarkeit zu lernen: 

  1. Schreibe regelmäßig ein Dankbarkeitstagebuch. 
  2. Suche dir (am besten mit einer weiteren Person oder in einer Gruppe) 5–10 Fotos aus, die die folgende Frage beantworten: „Was macht dein Leben sinnvoll?“ Teilt diese Fotos miteinander und erklärt, warum ihr euch für sie entschieden habt.
  3. Schreibe auf, wofür du Gott im Rückblick auf dein bisheriges Leben dankbar bist.

Ich wünsche dir von Herzen viel Freude und Ausdauer auf dem Weg der Dankbarkeit!

Julia Axer
Veröffentlicht am 2. Oktober 2021

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