Kontakt & Service

Fürchtet

euch nicht

nolan-simmons-1297592-unsplash

Gründe, sich zu fürchten, gibt es viele – gerade auch in diesen Zeiten. In dunklen Stunden sehnen wir uns nach Hilfe und Licht.

Viele Kinder haben Angst im Dunkeln. Erwachsene können von Strategien erzählen, mit denen sie als Kind versuchten, mit dieser Angst klarzukommen: Im dunklen Keller laut pfeifen oder singen. Nie in die düstersten Ecken gucken und blitzschnell wieder die Treppe hinauflaufen, ins helle Tageslicht.
Ich habe mit meiner Mutti jeden Abend über die Größe des Türspaltes verhandelt, der noch etwas Licht vom Flur in mein Zimmer ließ und mir das Gefühl gab, nicht allein im Dunkeln zu sein. Nachtlichter für Steckdosen gab es in meiner Kindheit noch nicht. Da war es etwas sehr Besonderes, als mein Papa mir eine kleine Taschenlampe in Form eines Marienkäfers kaufte, damit ich sie anschalten konnte, wenn ich mich wieder einmal in der Nacht fürchtete.

Furcht mit Gruseleffekt

Ich erinnere mich auch an die Sommerlager mit ihren Nachtwanderungen. Ohne Taschenlampe, dafür aber mit Gänsehaut-Grusel-Effekt. Sobald man in Begleitung eines Großen, also eines vertrauenswürdigen Jugendlichen oder eines Erwachsenen, war, erlebte man die Dunkelheit als ein prickelndes Abenteuer und nicht mehr als Bedrohung. Trotzdem war es spannend, wenn man die Hand vor Augen nicht mehr sah und unbekannte Geräusche die Fantasie beflügelten oder das unwegsame Gelände das Fortkommen erschwerte. Bloß jetzt nicht die Gruppe verlieren! Nicht allein im Dunkel zurückbleiben! Umso großartiger und erfreulicher war es, dann endlich durch das Gestrüpp hindurch den Schein des Lagerfeuers zu entdecken und die Rufe zu hören: „Da ist unser Lager! Ich sehe das Feuer! Wir haben es geschafft!“

Suche nach Halt

Auch als Erwachsene durchleben wir Phasen, die solchen Wanderungen mit Gänsehaut-Grusel-Effekt gleichen. Die Unberechenbarkeit der Dunkelheit, in der wir bildlich gesprochen tappen, ängstigt uns. Wir leiden unter Nöten, manchmal auch an unserer Lebensschuld, und tragen eine tiefe Sehnsucht nach Licht, Wärme und Angenommensein in uns. Wir suchen nach dem Großen und Vertrauenswürdigen, der uns nicht alleinlässt und uns ans Ziel bringt.
Im Advent und an Weihnachten hört man in Gottesdiensten häufig diese Bibelverse: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell ... Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst ...“ (Jesaja 9,1+5). So beschreibt Jesaja prophetisch das Weihnachtsgeschehen.
Da kommt also ein Großer, ein Vertrauenswürdiger, der uns nicht in der Dunkelheit lässt. Der sogar selbst das Licht ist: Jesus Christus! Diese Nachricht ist einerseits unbegreiflich (Gott kommt zu uns!), andererseits lässt sie uns größte Erleichterung verspüren, denn wir sind nicht mehr allein in unserer Dunkelheit.

Eine besondere Hilfe

Von einem erleichterten Ausruf, die Dunkelheit und somit die Angst überwinden zu können, erzählte mir einmal ein älterer Herr. Ich hatte ihn nach seinem fröhlichsten Weihnachtserlebnis gefragt und er berichtete schmunzelnd: „An Heiligabend feierten wir als Familie gemeinsam. Die Bescherung war festlich und zur Freude aller Beschenkten gewesen. Meine Nichte war besonders glücklich, denn sie hatte tatsächlich eine langersehnte Taschenlampe geschenkt bekommen. Dann war es an der Zeit, die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vorzulesen. Das übernahm mein Schwager. Würdevoll und andächtig las er: ,Es begab sich aber zu der Zeit ...` (Lukas 2,1). An der Stelle ,Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch ...` sprang meine kleine Nichte plötzlich auf und rief begeistert: ,Fürchtet euch nicht! Ich habe eine Taschenlampe!´ Wir haben alle herzlich gelacht! Jedes Jahr, beim Lesen oder Hören der Weihnachtsbotschaft, denke ich an ihren Ausruf. Und ich weiß, dass es allen anderen in unserer Familie ebenso geht. Das war schon ein besonderes ,Fürchtet euch nicht`“, lachte er.

Hell und hoffnungsfroh

Kinder haben Angst im Dunkeln. Somit kam der erleichtert-begeisterte Ausruf des Mädchens aus tiefster Seele: „Fürchtet euch nicht! Ich habe eine Taschenlampe!“ Auch wir erwachsenen Menschen-Kinder fürchten uns. Und auch uns kann Erleichterung und Freude erfassen, denn wir dürfen den Zuspruch: „Fürchtet euch nicht!“ persönlich nehmen.
Jesus Christus will der Große und Vertrauenswürdige an unserer Seite sein, der uns befähigt, die Lebens-Dunkelheiten zu ertragen und mit ihm durch sie hindurchzugehen. Er macht es immer wieder hell und hoffnungsfroh in uns. Er bietet uns eine Beziehung mit ihm an, in der er unsere Sehnsucht nach Licht, Wärme und Angenommensein stillen möchte.
Jesus hat seinen Nachfolgern vorausgesagt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33). Wenn jemand sagt: „Fürchtet euch nicht!“, impliziert dies, dass es in diesem Leben genug Gründe gibt, sich zu fürchten. Aber auch, dass Christus, das Licht, unverbrüchlich bei uns ist. „Immanuel“ wird er genannt (Jesaja 7,14). Und das bedeutet: Gott mit uns. Wenn das kein Grund ist, Adventlichter anzuzünden und hoffnungsfroh Weihnachten zu feiern!

Veröffentlicht am 16. Dezember 2020

"Danke" an die Autorin

Der Beitrag hat Ihnen gefallen? Sagen Sie der Autorin „Danke!“ mit einem Kommentar.

Artikel teilen?

Was denken Sie?

Teilen Sie Ihre Gedanke mit uns und anderen Lesern! Wir freuen uns über Ihren Beitrag.

> Kommentieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Artikel

Wenn ich nicht mehr beten kann
Enttäuschungen, Schmerz oder unsere eigene Schuld können uns davon abhalten, Gott im Gebet zu begegnen. Aber Jesus lädt gerade diejenigen, die leiden, ein, bei ihm Ruhe zu finden.
> weiterlesen
Den Glauben über Bord werfen?
Wenn Christen an dem zweifeln, was sie bisher als Wahrheit angesehen haben, kann das dazu führen, dass sie ihren Glauben infrage stellen oder sogar komplett über Bord werfen. Diesen Prozess bezeichnet man als Dekonstruktion. Wie können wir als Einzelne und als Gemeinden gut mit Zweifeln und Glaubensfragen umgehen?
> weiterlesen